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Fünf von 49 Bankvolkswirten setzten EZB-Chef Jean-Claude Trichet in einer Rangliste der weltweit wichtigsten Notenbankchefs auf Platz eins.

Foto: Reuters
London - Nach dem ersten Jahr seiner Amtszeit genießt EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hohes Ansehen unter professionellen Beobachtern der Geldpolitik. Bei einer Reuters-Umfrage zur Effektivität der Zentralbankspitzen liegt er auf Platz drei nach US-Notenbankchef Alan Greenspan und seinem britischen Amtskollegen Mervyn King.

Auf einer Skala von eins bis zehn erreichte Trichet bei der Umfrage unter 67 Bankvolkswirten und Akademikern Rang sieben, wie die am Freitag veröffentlichte Umfrage ergab. Von 49 Teilnehmern, die eine Rangfolge der weltweit wichtigsten Notenbankchefs aufstellten, setzten fünf Trichet auf Platz eins.

"Greenspan hatte Zeit, Erfolgsgeschichte aufzubauen"

Als unangefochtenen Meister der Zinspolitik betrachteten 24 Befragte Greenspan. Für Analyst Mike Taylor von Merrill Lynch in London ist das auch kein Wunder. "Er ist viel länger als die anderen im Amt und hatte Zeit, eine Erfolgsgeschichte aufzubauen." Der Präsident der Bank von England, Mervyn King, folgte mit geringem Abstand und erhielt 19 Stimmen. Japans Notenbankchef Toshihiko Fukui lag bei der Benotung mit drei Erstplatzierungen knapp hinter Trichet.

Für zwei von drei Umfrageteilnehmern hat Trichet die Erwartung erfüllt, die bei seinem Amtsantritt im November 2003 vorherrschte. Sie bescheinigen ihm einen verbesserten Kommunikationsstil, zumindest im Vergleich zum ersten Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg. In ihren ersten Jahren hatte die EZB oftmals harsche Kritik wegen unklarer Darstellung der Geldpolitik geerntet. "Die EZB hat wirklich zugehört, die Kommunikation hat sich verbessert in den vergangenen zwei bis drei Jahren", lobte Sylvester Eijffinger, Wirtschaftsprofessor an der Universität Tilburg.

Kritik an Trichet

David Page von Investec in London sieht das anders. Die Finanzmärkte hätten gehofft, die Kommunikation werde mit Trichet "internationale Standards" erreichen. "Das war nicht der Fall." Trichet versäume es immer wieder, eine tiefer gehende Analyse des EZB-Standpunktes zu Fragen wie den Auswirkungen von Wechselkursschwankungen oder dem Inflationseinfluss der Ölpreise zu präsentieren. (APA/Reuters)