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Foto: Reuters/Burgess
Wien - Nur zehn Prozent der Patienten mit einem Lungenkarzinom überleben fünf Jahre nach der Diagnose. Einen neuen Ansatz in der Therapie könnten Vakzine bilden, welche die körpereigene Abwehr gegen den Tumor stärken. Ein Impfstoff, der dem Immunsystem hilft, Lungenkrebszellen zu erkennen und anzugreifen, könnte bei Lungenkrebskranken im fortgeschrittenen Stadium zu einer Verlängerung des Lebens führen. Das geht aus ersten Forschungsergebnissen hervor.

Kanadische Studie

Dr. Charles Butts vom Cross Cancer Institute in Edmonton, Kanada, berichtete, dass die Ergebnisse einer Phase II-Studie, die unter Mitwirkung der Firma Biomira Inc. aus Edmonton, Kanada, und dem deutschen Unternehmen Merck (Darmstadt) mit 171 Patienten durchgeführt wurde, so ermutigend ausgefallen sind, dass eine größere Phase III-Studie zur umfassenden Bestimmung der Wirksamkeit der Vakzine gerechtfertigt erscheint. Sie soll nächstes Jahr beginnen.

"Besonders interessante Ergebnisse liegen für eine Untergruppe von Patienten vor, bei denen die Krankheit lokal-regional fortgeschritten ist. Das heißt sie ist für eine Operation schon zu groß, aber noch nicht auf angrenzende Organe übergegangen ", sagte Butts. "Diese Patientengruppe hat am meisten vom Einsatz des Impfstoffes während der Studie profitiert."

Der Ansatz

Angriffspunkt des Impfstoffes ist ein Glykoprotein-Molekül , das sich auf der Oberfläche vieler Zellen (MUC-1) befindet, das aber bei Tumorzellen entartet. Der Impfstoff stellt einen Versuch dar, das Immunsystem dazu zu bringen, dieses entartete Molekül zu erkennen und spezifisch all jene Zellen anzugreifen, die es tragen.

Im Verlauf dieser Studie erhielten 83 Patienten, die an nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Stadium IIIB oder IV erkrankt waren, der unter Chemotherapie stabil war oder auf die Therapie ansprach, die bestmögliche unterstützende Chemotherapie, während 88 Patienten zusätzlich mit dem L-BLP25-Vakzin behandelt wurden. Der Impfstoff wurde acht Wochen lang wöchentlich verabreicht. Darauf folgte alle sechs Wochen Auffrischungsimpfungen erfolgten.

Kostbare Zeit

Insgesamt betrug die Überlebenszeit für Patienten, die den Impfstoff erhielten, im Durchschnitt 17,4 Monate, während Patienten, die mit der bestmöglichen herkömmlichen Chemotherapie behandelt wurden, im Schnitt 13 Monate lebten. Bei den Patienten mit den besten Ergebnissen, betrug die durchschnittliche Überlebenszeit unter der etablierten Behandlung 13,3 Monate, während die zusätzlich mit dem Vakzin Therapierten durchschnittlich nach zwei Jahren noch zu 60 Prozent lebten. Die längste Behandlungszeit mit dem Impfstoff betrug bei einem Patienten gar bereits dreieinhalb Jahre.

Dazu der schwedische Experte Univ.-Prof. Dr. Hakan Mellstedt (Karolinska Universätsklinik/Stockholm): "Impfstoffe gegen Krebs haben bereits ermutigende Erfolge beim kolorektalen Karzinom, beim malignen Melanom und beim Nierenzellkarzinom erzielt. Der neue Aspekt dieser Studie besteht darin, dass der Impfstoff auf ein bestimmtes Antigen, das MUC-1, abzielt. Er kann von einem Pharmakonzern in großen Mengen hergestellt werden und ist für alle Patienten mit einer bestimmten Erkrankung verwendbar (kein "individuelles Krebsvakzin"). Jetzt ist es möglich, auch Lungenkarzinome unter jene Krankheiten einzureihen, die auf eine Behandlung mit Impfstoff ansprechen. Es besteht heute kein Zweifel mehr daran, dass das Konzept des ungiftigen Impfstoffes in das Arsenal der Krebstherapeutika aufgenommen werden wird."(APA)