Rom/Berlin - Der deutsche Altbundeskanzler Helmut Kohl hat seine Ablehnung einer künftigen EU-Mitgliedschaft der Türkei bekräftigt und das Fehlen eines Gottesbezuges in der Europäischen Verfassung kritisiert. Man sollte nicht so tun, als wäre der Verhandlungs- oder Aufnahmeprozess mit der Türkei bereits abgeschlossen, gab Kohl am Montag laut Kathpress in einem Vortrag an der päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom zu bedenken.

Dass ein Gottesbezug in der EU-Verfassung "nicht vorhanden ist, bedauere ich zutiefst", sagte der ehemalige CDU-Kanzler. In einer Zeit der Beliebigkeit sei es umso wichtiger, die christliche Orientierungen nicht zu verschweigen. Ausdrücklich verteidigte Helmut Kohl den christdemokratischen italienischen Politiker Rocco Buttiglione, der als EU-Kommissar in Aussicht genommen war, aber wegen seiner umstrittenen Positionen zur Homosexualität und zur Rolle der Frau verzichten musste. Es sei unverständlich, dass jemand angegriffen werde, der "Selbstverständlichkeiten" sage, meinte Kohl. Das zeige auch den Zustand der Gesellschaft.

In der künftigen EU-Kommission wird es nach Presseinformationen mehr Deutsche in Führungspositionen geben als je zuvor. Wie das "Handelsblatt" (Dienstag-Ausgabe) berichtet, stellen Deutsche bei acht der 25 designierten Kommissare den Kabinettschef oder dessen Stellvertreter. Sechs weitere Kandidaten holten sich demnach Referenten aus Deutschland in ihr künftiges Team. Die Kabinette sind der engste Beraterstab der EU-Kommissare und üben deshalb beträchtlichen Einfluss aus. (APA/dpa)