Das Gerüst für den neuen Stadtentwicklungsplan ist fertig. In ihm sollen 13 "Zielgebiete" mit dem höchsten Entwicklungspotenzial festgelegt werden. Ein Gutteil davon ist allerdings schon lange bekannt. Nämlich spätestens seit dem Stadtentwicklungsplan, der 1994 erstellt wurde.

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Die Eckpunkte sind abgesteckt, die meisten Projekte sind bekannt oder schon im Laufen - jetzt soll darüber diskutiert werden. Planungsstadtrat Rudolf Schicker präsentierte am Dienstag den Entwurf des neuen Stadtentwicklungsplanes (Step 05), der 2005 im Gemeinderat beschlossen werden soll.

Mehrere Gründe gebe es, den Step nach gut zehn Jahren neu zu fassen. Zum Einen wachse die Stadt, so Schicker - man gehe von einem Zuwachs von 70.0000 bis 90.000 Einwohnern in den nächsten zehn Jahren aus. Das heißt: Es sollen in diesem Zeitraum jährlich 6000-7000 Wohneinheiten geschaffen werden.

Zum Anderen "wollen wir von dieser Dichotomisierung - einmal Neubau, dann wieder Stadterneuerung - Abstand nehmen". Es würden nun generelle Zielgebiete definiert, wo Entwicklungen rasch verwirklicht werden könnten (Siehe Grafik).

Größtes Zielgebiet ist dabei das Flugfeld Aspern, auf dem rund 200 Hektar städtebaulich genützt werden können. Voraussetzung dafür sei aber noch "eine Einigung über die Finanzierung des U-Bahnausbaus" - die nach Donaustadt verlängerte U2 müsste dafür noch einmal um zwei weitere Stationen ausgebaut werden. Eine stadtplanerische Auferstehung, das Flugfeld Aspern war schließlich auch schon im "Step 94" eines der großen Hoffnungsgebiete.

Alte, neue Gebiete

So, wie sich auch die meisten anderen Entwicklungsgebiete des neuen "Step" bereits in diesem alten Werk finden: Wie das Entwicklungsgebiet Rothneusiedl. Oder die Brünnerstraße. Oder der Stadtteil "In der Wiesen", der jetzt weiter ausgebaut werden soll. Oder das "Zielgebiet Westgürtel". Der Zentralbahnhof im Bereich Südtiroler Platz - von der Stadt jetzt hochtrabend "Bahnhof Wien, Europa Mitte" genannt - gehört ohnehin zum stadtplanerischen Urgestein dieser Stadt.

Nach kurzem Tümpeln unter der Umweltstadträtin Isabella Kossina ist das Projekt Wiental auch wieder aufgetaucht; als "zu inszenierende Flusslandschaft". Ebenso wird wieder einmal der Donaukanal genannt, mit einer "Attraktivierung des Raums für Freizeit und Wohnen". Aufhorchen lässt der Plan, am Donaukanal "Unternehmensstandorte durch Flagshiparchitektur (am Wasser) zu inszenieren".

Umstrittener Prater

Nicht fehlen dürfen überdies die Pläne für den Prater bis hin zum Happel-Stadion, die derzeit in Bewegung und höchst - Stichwort: Einkaufszentrum - umstritten sind (DER STANDARD berichtete).

Schicker will weiters den neuen Stadtentwicklungsplan als regionales Modell entwickeln und "Wien als Europastadt positionieren". So habe man nicht nur gemeinsam mit Niederösterreich einen "Regionalplan" entwickelt, sondern die Wiener Vorhaben bereits im Juni mit der Stadt und Region Bratislava abgestimmt.

Erste Kritik kam seitens der Grünen: Die Pläne seien laut Planungssprecher Christoph Chorherr "wenig konkret und wenig dynamisch". Insbesondere gebe es "keine konkreten Planungen für die aktive Entwicklung Wiens und der Region Wien-Bratislava in den nächsten Jahren". Außerdem vermisst Chorherr "klare Zielvorstellungen" zum "Wildwuchs der Einkaufszentren" wie beim Happel-Stadion.

Der Dialog

Die öffentliche Diskussion soll im Internet und auch im Rahmen einer Dialogreihe stattfinden - Start ist im 15. Bezirk am 4. 11. in der Geibelgasse 14-16. Thema: "Vielfältige Räume - Raum für Vielfalt". (Roman David-Freihsl/DER STANDARD; Printausgabe ,3.11.2004)