Wien - Versuchen wir's mit Ellington: "Music is music, that's it!" Hm. Lieber Quincy Jones? "Everything has it's own time". Ja, eh. Über die nicht eben begeisternde Aphorismusqualität jener Sager, die dem neuen VAO-Projekt zugrunde liegen, darf man grübeln. Paul Whiteman, Basie & Co. wurden Wortspenden entlockt, die etwas enigmatisch wirken, die in Summe aber das Credo von Bandleader Mathias Rüegg ergeben und Sinn machen.

Zur Sache: Gediegene klingende Qualität ist zu vermelden - dynamische Riffs, durch Tempomodifikationen formal aufgefaltet, gewitzte Brechungen von Swing-Reminiszenzen durch elektronikunterstützte Moll-Elegien, Adaptionen von Gil Evans' Klangideen - das VAO steht gut im Saft, wobei auffällt, dass Rüegg die substanzvollsten Geschichten am Beginn erzählt, um diese mehr und mehr an seine Solisten zu delegieren. Herwig Gradischnig böllert am Baritonsaxofon drauflos, Andy Scherrer erhebt seine schön verlorene Tenorstimme, Klaus Dickbauer testet die tonale Elastizität der Akkorde und sekundiert Anna Lauvergnac, die nicht sofort bemerkt, dass ihre Mitarbeit bei "Sometimes I Wonder Where I'm Going" mikrofonbedingt zunächst eine rein optische war (und die im Satz auch unhörbar bleibt!).

Etwas zeigefingrig hingegen muten die Features für Gitarrist Martin Koller (Achtung, zeitgemäß!) und Trompetenmusikant Thomas Gansch (Achtung, lustig!) an: Ersterer, wie Kollege Alegre Corrêa zumeist an die (E-)Perkussion abkommandiert, darf - unter niedlichem, stroboskopsimulierendem Scheinwerfergeflacker - das Rock-Tier rauslassen. Zweiterer verwandelt im spielerischen Wettstreit zwischen Melk und Chicago (Ed Partyka) das VAO in eine Mnozil-Brass-Spaßfiliale. Virtuos, aber zu demonstrativ. (felb/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. 11. 2004)