Washington/Wien - Bei der Zuordnung der Minderheiten-Stimmen im US-Wahlkampf ergibt sich im Vergleich zum Ergebnis der Präsidentenwahlen von 2000 ein neues Bild. Nach Presseberichten in den USA, die sich auf Exit Polls stützen, erhielt der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry weniger Stimmen von Latino-Amerikanern als sein Parteikollege Al Gore, der vor vier Jahren gegen Bush angetreten war. Bush holte bei der Bevölkerungsgruppe der "Hispanics" gegenüber 2000 auf. Bei der schwarzen Bevölkerung schnitt der amtierende Präsident hingegen ebenso schlecht aber wie vor vier Jahren.

Obwohl der Demokrat Kerry mehr Stimmen von Latinos erhielt, konnte der Republikaner Bush zulegen. 40 Prozent der Latino-Amerikaner stimmten für Bush, Kerry erreichte 15 Prozent mehr. Dieser Wert liegt jedoch halb so hoch wie der Anteil der Stimmen für den Demokraten Gore im Wahljahr 2000. Bush umwarb in seinem Wahlkampf die Latino-Amerikaner, wobei er auch seine mäßigen Spanisch-Kenntnisse einsetzte. Für ein Viertel der spanischsprachigen Amerikaner war die Fähigkeit eines Präsidenten, den notwendigen Wandel herbeizuführen, das wichtigste Argument; diese stimmten für Kerry. Mit fast 10 Prozent ist der Anteil der latino-amerikanischen Wahlberechtigten nur marginal gestiegen.

Afro-Amerikaner für Kerry

Die Afro-Amerikaner stimmten dagegen wie erwartet mehrheitlich für Kerry. Bush konnte bei den Schwarzen seine Position nicht verbessern; wie schon 2000 erhielt er eine von zehn Stimmen aus dieser Bevölkerungsgruppe. Diese Rate ist das schlechteste Ergebnis, seit 1964 der Republikaner Barry Goldwater im Wahlkampf gegen den Demokraten Lyndon B. Johnson verlor. Goldwater konnte damals nur sechs Prozent der afro-amerikanischen Stimmen für sich verbuchen.

Für ein Drittel der schwarzen US-Wähler waren die Wirtschaftslage und die Beschäftigungspolitik die brennendsten Anliegen im Wahlkampf. Nahezu die Hälfte gab an, dass ihre familiäre finanzielle Situation schlechter sei als vor vier Jahren, und nur einer von sieben stellte eine Verbesserung seiner Lage fest. Der Anteil der schwarzen amerikanischen Wähler blieb gegenüber 2000 fast gleich: Einer von zehn Abstimmenden ist Afro-Amerikaner.

Die Wählerbefragungen wurden von den Instituten Edison Media Research und Mitofsky International für die US-Nachrichtenagentur AP durchgeführt, berichtete die "Cincinnati Post". (APA)