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"Ich gehe davon aus, dass die Vereinigten Staaten – egal, wer nun Präsident wird – verstärkt den Kontakt zur UNO suchen müssen. Und es wird auch der Weltgemeinschaft nichts übrig bleiben, als den USA zu helfen. Für das "alte Europa" ist vielleicht sogar die Wiederwahl von George W. Bush die bessere Lösung, zumindest die bequemere. Kerry, der sich im Wahlkampf als politische Alternative präsentieren musste, setzte stärker auf diplomatischen Kontakt mit Europa.

Er hätte also mit Sicherheit den Kontakt zu Europa gesucht und sich bemüht, Europa im Hinblick auf den Irak- Konflikt mit ins Boot zu holen. Seinem Anfragen hätten sich Deutschland wie Frankreich nur schwer entziehen können. Für mich persönlich wäre es die spannendste Frage einer künftigen Präsidentschaft Kerrys gewesen, wie die Europäer auf ein solches Ansinnen reagiert hätten. Aber diese Frage scheint nun – mit der wachsenden Gewissheit eines Wahlsiegs von Bush – ja nicht mehr relevant.

Künftig wird die Iranfrage zu beantworten sein. Die USA und Europa werden sich in Bezug auf den Iran eine Vorgehensweise überlegen müssen. Den Irak hat man mit dem Argument der Gefahr einer Produktion von Massenvernichtungswaffen angegriffen. Also stellt sich die Frage: Wie reagiert man nun auf den Iran? Hier ist die Gefahr ungleich realer – und die IAEO scheint die Situation allein nicht in den Griff zu kriegen.

Innenpolitisch wäre wohl unter Kerry die soziale Frage stärker in den Vordergrund getreten. Doch Bush wie Kerry werden die Bereitschaft zu hohen Militärausgaben angesichts der enormen Defizite zurückschrauben müssen". (DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2004)