Graz - In Graz wurden über den Sommer zwei Objekte einer drei Hügelgräber umfassenden Beerdigungsstätte am südwestlichen Stadtrand ausgegraben. Beim von den Archäologen so genannten "Hügel 1" bei den Bründlteichen wurde ein vollständig erhaltener Steinbau in Form eines Bienenkorbes mit einem "Dromos" genannten vorgezogenen Stein-Eingang gefunden. In diesem und einem weiteren Grab ("Hügel 3") sowie einem bereits im Vorjahr erschlossenen "Hügel 2" wurden Münzen gefunden, die eine Datierung einfacher machen. Eine Kupfermünze wurde bereits zugeordnet: Sie stammt aus der Zeit des römischen Kaisers Antoninus Pius (138 bis 161 n. Chr.).

Von Natur überwuchert

Bevor man an die eigentliche Untersuchung der aus Kalkstein mit Lehm verschmierten Grabhügel gehen konnte, musste erst die Vegetation und Erde von rund 1.800 Jahren entfernt waren. "Auf dem Grabhügel 1 wuchs z.B. eine rund 80 Jahre alte Eiche, die ihre Wurzeln schon in die Kuppel geschlagen hatte", so Christine Feichtenhofer, Archäologin und Grabungsleiterin. Die Grabkammer bei diesem Grab ist nahezu unversehrt, nur in einem kleinen Bereich hatte ein Grabräuber offenbar versucht, ein Loch hineinzuschlagen und an Wertsachen zu gelangen, wobei er aber scheiterte.

In der annähernd runden Grabkammer mit etwa 2,80 Meter Durchmesser und 1,40 Meter Höhe fanden sich die Reste von zwei Bestattungen mit noch intakten Grabbeigaben - einer vollständig erhaltenen Schale sowie den Scherben eines Bechers. Dazu gesellte sich eine Kupfermünze, die man dem Verstorbenen zum Bezahlen der Fahrt über den Fluss der Unterwelt mit dem Fährmann Charon in die Hand drückte.

Weitere Fundstücke

Im Hügel 3 fand sich ein rund 4 mal 3,30 Meter großer Steineinbau. Auch hier fanden die Archäologen ein "Beraubungsloch" vor, dennoch stieß man auf eine Münze aus der Zeit des Antoninus Pius, Fragmente eines Keramiktopfes, einer Schale, eines Deckels und Glasbruchstücke.

Die große Menge des so genannten Leichenbrandes aus der Feuerbestattung lässt laut Archäologin Christiane Franek auf mindestens drei bestattete Personen schließen. Die Gräber seien in einem für die Steiermark und Graz einzigartigen Erhaltungszustand. Die Lage der Gräber ist am Waldrand in der Nähe der alten Fernstraße durch das Murtal, die hier am Rande der westlichen Grazer Stadthügel verläuft. Weiter unterhalb in Richtung Osten stießen die Archäologen auf die Reste einer Villa aus der keltoromanischen Zeit, die heute unter einem Acker begraben liegt.

Winterruhe

"Hügelgrab 1" wird nun winterfest gemacht, soll aber der Öffentlichkeit erhalten bleiben, während alle anderen Gräber wieder zugeschüttet werden. Eine Glas-Holz-Stahl-Konstruktion soll das Grab besichtigungstauglich und wetterfest machen. Die Mittel seien vorhanden, so der zuständige Grazer Stadtrat Gerhard Rüsch (V) am Mittwoch bei der Präsentation der Gräber.

Träger der Ausgrabungen ist der gemeinnützige Verein "Archäologieland Steiermark". Kooperiert wurde bei der Ausgrabung mit dem AMS Steiermark, der Abteilung für Stadtentwicklung der Stadt Graz sowie dem Land Steiermark. Das AMS vermittelte Jugendliche ohne Beschäftigung sowie Langzeitarbeitslose, die einerseits bei den groben Arbeiten für die Ausgrabungen halfen und andererseits so wieder eine Beschäftigung bzw. eine Möglichkeit zum Berufseinstieg fanden. (APA)