Wien - Bei den Kollektivvertragsverhandlungen für 119.000 Metallarbeiter und 73.900 Industrieangestellte versuchten die Sozialpartner am Mittwoch, zum vierten Mal ein einheitliches Lohnschema für Arbeiter und Angestellte zustande zu bringen.

Die Verhandlungen, die erstmals in der Metallergewerkschaft in der Wiener Plößlgasse stattfanden, wurden von beiden Verhandlungspartnern als besonders schwierig bezeichnet.

Abschluss erwartet

Unternehmervertreter Hermann Haslauer ging aber vor der Beginn der Verhandlungen davon aus, dass es diesmal einen Abschluss geben werde. Es gehe dabei um den Standort Österreich und um die Zukunft der Metallindustrie und vor allem um die Jugend.

Man werde auf alle Fälle einen Kompromiss finden. Wenn man sich über die Rahmenbedingungen geeinigt habe, seien die Verhandlungen über die prozentuelle KV-Erhöhung kein Problem mehr.

Im Schnitt entfallen höchstens 20 Prozent der Zeit bei den Tarifrunden auf die Verhandlungen ums Geld. Nach der 16-stündigen Marathonsitzung in der dritten Verhandlungsrunde am vergangenen Wochenende stellten sich die Verhandlungspartner auch am Mittwoch wieder auf eine lange Nacht ein, da für den Abend für die Sitzungsteilnehmer schon untertags Essen vorbereitet wurde.

Die Zeit drängt

Die Zeit drängt allerdings, denn der neue Kollektivvertrag sollte schon am 1. November in Kraft treten. Vorsorglich verschoben wurde bereits der erste KV-Verhandlungstermin für das Metallgewerbe, und zwar vom 4. auf den 19. November. Beim Knackpunkt des einheitlichen Lohn- und Gehaltsschemas für Arbeiter und Angestellte soll es künftig auch für Arbeiter nach dem Vorbild der Elektroindustrie automatische Vorrückungen geben. Uneinigkeit herrscht dabei über die Höhe der Gehaltssprünge.

Die Arbeitgeber haben als Gegenleistung für die entstehenden Mehrkosten unter anderem die Ausdehnung der täglichen Normalarbeitszeit auf zehn Stunden, der wöchentlichen Normalarbeitszeit auf bis zu 48 Stunden bzw. 56 Stunden im Schichtbetrieb gefordert.

Zehnte Stunde bei Gleitzeit zuschlagsfrei

Darüber hinaus soll die zehnte Stunde bei Gleitzeit zuschlagsfrei sein. Die Gewerkschaft lehnt diese Wünsche der Unternehmer ab. Nach dem gescheiterten dritten Einigungsversuch war von gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen die Rede, sollte bei der nächsten Runde keine Einigung erzielt werden.

Angestelltenverhandler Karl Proyer hatte zuletzt betont, man bereite einiges vor und habe sehr viel Fantasie. Auf Gewerkschaftsseite verhandeln wie in den vergangenen Jahren Metaller-Chef Rudolf Nürnberger und Karl Proyer für die Angestellten.

Die Unternehmer werden von Hermann Haslauer vertreten. 2003 einigten sich die Sozialpartner auf eine Erhöhung der Ist- und der KV-Löhne um 2,1 Prozent, mindestens aber um 35 Euro. (red, APA/DER STANDARD Printausgabe, 04.11.2004)