Wien - "Sehr gut besucht", quittiert Verbandspräsident Horst Szaal den Besucherandrang nach dem ersten Wochenende der Kunst- und Antiquitätenmesse in den Palais Harrach und Ferstel. Er ist einer von 40 Teilnehmern und kann sich über den Geschäftsgang nicht beklagen. Die Ansicht des Stephansplatzes von Ernst Graner gab er gleich zu Beginn ab, ebenso einige Arbeiten seiner Sonderausstellung zu Balthasar Wigand. Für Liebhaber der Literatur hält er u.a. noch ein illustriertes Gedicht Herman Hesses bereit (5900 €).

Überhaupt erfreuen sich Anbieter bildender Kunst eines zwar selektiven, aber dennoch existenten Interesses. Bei Ursula Hieke wechselten bei der Vernissage drei Bilder den Besitzer, darunter das herrliche Stimmungsbild Frühling bei Wien von Jakob Koganowsky. Für anderes, wie Heinrich Schröders Meisterwerk Rosen (25.000 €) laufen Verhandlungen.

Etwas weniger Ansturm verzeichnen die Geschwister Widder, die sich schon im Vorfeld der Messe von einigen Highlights ihrer Herbstkollektion (Künstler & Kosmopoliten) trennten. Sie ergänzen ihre Messepräsentation mit einer Sonderausstellung, die (endlich!) Studien und Skizzen von Josef Floch thematisiert - und diese begeistern nicht nur durch ihre Leichtigkeit (ab 900 €). Silber und Schmuck, benennt Sonja Reisch ihre Bestsellerkategorien und hält noch Besonderheiten wie einen Löffelhalteraufsatz mit Konfektschale von 1832 (3300 €), eine Kirschholz-Anrichte (22.000 €) oder ein Handarbeitstischchen (4250 €) aus der Zeit des Biedermeiers bereit.

"Keine fünf Minuten nach Messebeginn" verzeichnete Werner Zöchling seinen ersten Verkauf und trennte sich von einer Madonna der Donauschule und nennt Zufall statt Bedarf als hauptsächlichen Absatzfaktor. Auf das Geratewohl lockt hier etwa noch ein Sandsteinputto für 14.000 Euro. Besonders gut lief es bei Figls. Für den mit Schnitzereien verzierten Schrank aus Tirol (um 1700) fand man am Eröffnungsabend einen Besitzer und stand prompt vor einem Hindernis: Dem Abtransport über den Lastenaufzug steht (noch) das Saloninterieur des Grazer Kollegen Michael Stoff im Wege. (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.11.2004)