Jerusalem - Angesichts des dramatisch verschlechterten Gesundheitszustands von Palästinenserpräsident Yasser Arafat sind die israelischen Streitkräfte in den Palästinensergebieten in Alarmbereitschaft versetzt worden.

Wie am Donnerstag aus Sicherheitskreisen verlautete, wurde die Entscheidung nach einem Treffen des israelischen Verteidigungsministers Shaul Mofaz mit Vertretern verschiedener Geheimdienste getroffen. Generalstabschef Moshe Yaalon berief die Befehlshaber der verschiedenen Zonen in den Palästinensergebieten ein. Israel befürchtet, dass die Nachricht vom Tod Arafats zu schweren Unruhen in den Gebieten führen könnte.

Israel will Arafats Beisetzung in Jerusalem verhindern

Nach seinem Tod soll Arafat laut Planung der israelischen Regierung im Gazastreifen beigesetzt werden. Die Regierung schließe eine Bestattung in Gebieten aus, die nicht unter palästinensischer Oberhoheit stehen, berichtete das israelische Fernsehen am Donnerstag unter Berufung auf Regierungsbeamte. Damit wäre ein Begräbnis auf dem Tempelberg in Jerusalem nicht möglich. Im Gazastreifen sind mehrere Familienmitglieder Arafats bestattet.

Zuvor hatte der israelische Rundfunk gemeldet, Mitarbeiter von Ministerpräsident Ariel Sharon bereiteten eine Erklärung vor, in der die Ablehnung der Beisetzung am Tempelberg begründet werden solle. Bereits am Sonntag hatte sich Sharon auf einer Kabinettssitzung gegen eine Beerdigung Arafats in Jerusalem ausgesprochen. "Solange ich an der Macht bin - und ich habe nicht die Absicht aus dem Amt zu gehen - wird er nicht in Jerusalem begraben", zitierte ihn der israelische Rundfunk.

Das arabische Ost-Jerusalem, das die Palästinenser als Hauptstadt ihres künftigen Staates betrachten, wurde 1967 von Israel erobert und dem israelischen Staatsgebiet eingegliedert.

Wille Arafats nicht bekannt

Arafat hat nach Angaben eines islamischen Geistlichen nie einen letzten Willen zu seinem Begräbnis verfasst. "Wir haben die Angelegenheit nie mit dem Präsidenten besprochen, und er hat es uns gegenüber nie erwähnt", sagte ein ranghoher Geistlicher am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP in Jerusalem. "Niemand von uns hat es gewagt, danach zu fragen, weil es vielleicht Unglück gebracht hätte."

Die moslemische Tradition sieht vor, dass ein Leichnam zunächst rituell gewaschen und dann beerdigt wird. Wo der in Ägypten geborene Palästinenserführer bestattet werden soll, war aber unklar, weil Israel sich strikt weigert, ihn am Tempelberg in der Altstadt Jerusalems beisetzen zu lassen, dem drittheiligsten Ort des Islam. Israel "veranstaltet eine Menge Probleme dabei, ihn auf dem Gelände der Moschee zu beerdigen", bestätigte der Geistliche. Vermutlich würden Jordanien und Ägypten anbieten, dass Arafat bei ihnen zu Grabe getragen werden könne, mutmaßte er. (APA)