Die tschechische Wochenzeitung "Respekt" muss eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 Kronen (3.174 Euro) bezahlen, weil sie eine vom Gericht angeordnete Entschuldigung gegenüber dem heutigen Ministerpräsidenten Stanislav Gross nicht so formulierte, wie es die Richter beschlossen hatten. Nach Angaben der tschechischen Tageszeitung "Pravo" (Donnerstag-Ausgabe) hat das Prager Gericht über diese Geldstrafe schon im September entschieden.

"Respekt" wird von der Verlags-Gesellschaft "R-Presse" herausgegeben, die im Besitz des ehemaligen Chefs der tschechischen Präsidentenkanzlei und des Unternehmers, Karel Schwarzenberg, ist. Gross hatte, damals noch als Innenminister, mit "Respekt" wegen eines Artikels vom Mai 2003 gestritten, in dem die Rede über seine "verdächtigen Kontakte" mit Personen war, die angeblich von der Polizei und den Geheimdiensten abgehört worden waren.

Gross fühlte sich "geschädigt"

Gross hatte die Kontakte mit diesen Personen nicht bestritten, allerdings behauptete er, dass kein Abhören ihrer Telefone angeordnet worden sei. Gross hatte sich von dem Artikel "geschädigt" gefühlt und die Zeitung verklagt.

Das Gericht wies dann in einem Verfahren die Forderung auf eine Entschädigung in Höhe von 500.000 Kronen (15.873 Euro) zurück, ordnete jedoch eine Entschuldigung an. Am 1. März 2004 druckte "Respekt" ein Kommentar des Chefredakteurs Tomas Nemecek ab, in dem der Text der Entschuldigung beinhaltet wurde.

Gleichzeitig schrieb er jedoch darunter, dass der Artikel im bestimmten Sinne "gewinnbringend" gewesen sei, unter anderem weil Gross die Kontakte mit den Personen eingestanden habe. Eine von diesen Personen war die Besitzerin eines Hauses in Prag, in dem sich auch ein Rotlicht-Unternehmen befindet.

"Wenn man eine Entschuldigung angeordnet hat und dies nicht respektiert wird, dann ist sie (eine Geldstrafe) das einzige Mittel, wie man sie (die Entschuldigung) erzwingen kann", zitierte "Pravo" den Sprecher des zuständigen Prager Gerichtes, Jaromir Jirsa. (APA)