Zwei Studentinnen beim Restaurieren der Rubens Tapisserien aus der Sammlung Liechtenstein Museum

Bild: olah.at
Künstlerische Fähigkeiten, handwerkliches Geschick, Interesse an Naturwissenschaft, Kunst und Geschichte - wer sich an der Universität für Angewandte Kunst in Wien als RestauratorIn ausbilden lassen will, muss zu den Besten seines Fachs gehören. Dafür winkt den AbsolventInnen ein Hauch vom Indiana-Jones-Gefühl, wenn sie alte Kulturschätze und wertvolle Kunstwerke wieder auf Hochglanz bringen.

Neues Studium

Wenn österreichische Konservierungsprofis diesen heiklen Präzisionsjob machen wollten, mussten sie bisher erst einmal ins Ausland. Denn bis zum Jahr 2000 war es nicht möglich, die Fachbereiche Textil-, Stein- und Bodenfundrestaurierung in Österreich zu studieren.

Erst vor vier Jahren wurden diese begehrten Studienbereiche im Ordinariat für Konservierung und Restaurierung/ Conservation Department der Universität für angewandte Kunst eingerichtet. Besonders begehrt sind die Studienplätze vor allem auch, weil die Studenten während des gesamten Studiums im Conservation Department an unschätzbar wertvollen Kunstwerken arbeiten dürfen.

Spektakuläre Diplomarbeiten

Heuer beginnen die ersten Studierenden mit ihren Diplomarbeiten. Und ihre Aufgaben gehen weit über die üblichen StudentInnentätigkeiten hinaus: Die TextilstudentInnen arbeiten an absolut spektakulären Objekten, wie etwa an zwei der Rubens-Tapisserien. Diese kostbaren Wandteppiche aus Wolle und Seide werden ab Dezember in der Rubens-Ausstellung im Liechtenstein Museum Wien gezeigt.

Eine Diplomandin restauriert kostbare "Hallstatt - Textilien". Diese im Salzberg Hallstatt gefundenen Leder- und Textil-Artefakte aus vorchristlicher Zeit (8.-4.Jh.v.Chr.) zählen international zu den besonders kostbaren Raritäten für die Urgeschichtsforschung.

Arbeiten am Stephansdom

In der Fachrichtung Stein-Konservierung bearbeitet eine Diplomandin die Farbfassungen der weltberühmten Brunnenanlagen im Schlosspark Schönbrunn. Sie erstellt Schadensbefunde und entwickelt das Restaurierungskonzept für die Instandsetzung der Steinskulpturen.

Eine Premiere ist auch die zweite Diplomarbeit in diesem Fachbereich. Die Studentin wird mit den Fachleuten, die den Stephansdom restaurieren, an einem Epitaph aus Adneter Rotmarmor in der Dombauhütte arbeiten.

Nicht weniger prominent ist der historische Bestand, dem sich eine Diplomandin der Fachrichtung Objekt-Konservierung widmet: Die Kapuzinergruft und ihre beeindruckenden Prunksarkophage der Habsburger stehen im Mittelpunkt der Arbeit.

Komplexe Analysen

Alle Studierenden, so auch die Pioniere der Textil-, Stein- und Bodenfund-Konservierung, führen Materialanalysen an den Objekten durch. Die jungen Elitestudenten verwenden strahlendiagnostische Verfahren wie Infrarotuntersuchung, UV-Fluoreszenzanalyse und Röntgenstrahluntersuchung, bevor sie mit der Restaurierung an den kostbaren Originalen beginnen.

Breite Ausbildung

Im Rahmen der Ausbildung lernen alle Studierenden in allen Fachbereichen zu arbeiten, nach dem ersten Studienjahr entscheiden sie sich für einen Bereich, in dem sie sich spezialisieren wollen. Nur zehn Studierende pro Jahr werden in den Fachbereich aufgenommen, anders wäre die Qualität des Unterrichts nicht gewährleistet. Das Ordinariat für Konservierung und Restaurierung hat bereits jetzt einen exzellenten Ruf in der Kunst- und Kulturbranche. Durch die Kooperation mit externen Institutionen werden zusätzliche Mittel erwirtschaftet, die für das Studienprogramm zur Verfügung stehen.

Gute Berufschancen

Prof. Gabriela Krist, die den Fachbereich Konservierung und Restaurierung seit fünf Jahren leitet, ist stolz auf den Erfolg des Studienganges. "Wir haben ein gut funktionierendes Netzwerk zum Bundesdenkmalamt und zu Museen geknüpft, daher können wir unseren Studierenden solche außergewöhnlichen Möglichkeiten bieten", betont Krist.

Die hochwertige Ausbildung lohnt sich für die AbsolventInnen. "Die Berufsschancen sind ausgezeichnet", berichtet Krist, "die meisten RestauratorInnen kommen in Museen und bei der Denkmalpflege unter". Dass auch die Studierenden mit ihrer Ausbildung zufrieden sind, zeigt die fast nicht vorhandene Abbruchrate. "In meiner Zeit als Leiterin kann ich mich an keinen einzigen Abbrecher erinnern", so Gabriela Krist. (az)