Die Diskussionen rund um die Gefahren oder schädlichen Auswirkungen von Mobiltelefonen auf den menschlichen Körper reissen nicht ab: Nachdem erst kürzlich schwedische Forscher meldeten, dass die häufige Nutzung alter Handys über mehrere Jahre zu Tumorbildung führen kann, hat nun der österreichische Wissenschaftliche Beirat Funk (WBF) die Ergebnisse einer umfassenden Studienanalyse zum Thema veröffentlicht.

Entwarnung

Der Wissenschaftliche Beirat Funk (WBF) gibt Entwarnung: Bei Beachtung der gegebenen Grenzwerte ist durch den Mobilfunk bis heute keine Beeinträchtigung der menschlichen Gesundheit nachweisbar. Das Gremium, das mit Wissenschaftern aus den Bereichen Technik und Medizin besetzt ist, war im März von Infrastrukturminister Hubert Gorbach (F) eingerichtet worden und sollte als ersten Auftrag weltweit vorliegende und veröffentlichte Studien zum Thema Mobilfunk und Gesundheit kritisch durchleuchten.

Relevant oder nicht relevant

"Wir sind bei unseren Recherchen ursprünglich auf rund 70.000 bis 80.000 einschlägige Berichte gestoßen", berichtete Beiratsvorsitzender Norbert Vana vom Atominstitut der Österreichischen Universitäten bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien. Man habe anschließend im WBF Qualitäts-Kriterien definiert, nach denen die Studien dann als relevant oder nicht relevant eingestuft wurden. Die Kriterien haben sich dabei an gängiger wissenschaftlichen Praxis orientiert, so wurde etwa geprüft ob statistische Signifikanzen beachtet wurden, eine Wiederholbarkeit der Studien gegeben war oder ob so genannte Blindversuche eingesetzt wurden.

Obwohl die Einhaltung der Kriterien "eher großzügig" behandelt wurde, so Vana, sind lediglich einige wenige Studien übrig geblieben, die letztendlich in die engere Wahl genommen wurden. Für die Fragestellung "Mobilfunk und der Einfluss auf das Nervensystem" waren es 18 Untersuchungen, für "Mobilfunk und kognitive Leistungen" acht, für "Mobilfunk und persönliche Befindlichkeiten" vier sowie für "Mobilfunk und Tumoren" 16 Studien. Der ganze Rest wurde wegen fehlender wissenschaftlicher Mindestanforderungen ausgeschieden.

"Effekte" und "schädliche Effekte"

"Bei der Beurteilung der Ergebnisse muss grundsätzlich zwischen 'Effekten' und 'schädlichen Effekten' unterschieden werden", erklärte Christian Wolf von der Klinischen Abteilung Arbeitsmedizin der Medizinuniversität Wien. Ein Beispiel: Stiegensteigen hat einen Effekt auf den Körper, so steigt etwa die Pulsfrequenz, einen schädlichen Effekt hat es dagegen nicht.

Ähnliche liege die Sache bei nachgewiesenen Einflüssen von Mobilfunk-Strahlen auf den Menschen: Es sind sehr wohl Effekte festzustellen, in keiner Studie konnte dagegen ein schädlicher oder gar krank machender Effekt nachgewiesen werden. So fanden Wissenschafter beispielsweise Veränderungen des Elektroenzephalogramms (EEG) während des Handy-Telefonierens, diese wurden aber als nicht-schädlich eingestuft. Eine Beeinträchtigung von Merkfähigkeit, Gedächtnis und/oder Reaktionsfähigkeit wurde in keinem Fall festgestellt.

Keine eindeutigen Zusammenhänge

Auch bezüglich der Fragestellungen "Befindlichkeit" oder "Tumoren" wurden in keiner Untersuchung eindeutige Zusammenhänge mit Mobilfunk-Strahlen gefunden, sofern die geltenden Grenzwerte beachtet wurden, so Wolf. Der Mediziner räumte allerdings ein, dass es im Falle von Krebs lange Latenzzeiten gebe und man daher die vergleichsweise kurze Ära der Handytelefonie noch länger beobachten müsse.

Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni (F) kündigte an, dass der WBF weiter arbeiten werde. Durch den Aufbau der UMTS-Netze sei das Thema Mobilfunk und Gesundheit wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, die Diskussionen würden teilweise kontrovers und emotionell geführt. Mit dem Beirat sei man angetreten, "sich den Sorgen und Bedenken der verunsicherten Bevölkerung zu stellen", sagte Mainoni. Außerdem werde sich das Gremium in Zukunft auch mit Themen wie etwa "Hochspannungsleitung und Gesundheit" befassen.(APA)