Casino-Betreibern und Anbietern von Glücksspielen
bläst ein kälterer Wind entgegen. "Der Wettbewerb der
Glücksspiele-Anbieter wird sich in den nächsten Jahren deutlich
verschärfen", erwartet der Vorstandsvorsitzende von Novomatic, Franz
Wohlfahrt. Die zunehmende Bedeutung von Online-Anbietern im Internet
macht grenzüberschreitende Regelungen notwendig. Die aktuelle
Situation der Branche und die künftigen Herausforderungen sind
Gegenstand eines zweitägigen Symposions zum Thema "Glücksspiel ohne
Grenzen?", das am Donnerstag in Wien eröffnet wurde.
Aktualität
Anlass und Thema sind aktuell: In diesen Tagen jährt sich das so
genannte "Gambelli-Urteil", das vor einem Jahr für Aufsehen und
Unruhe in der Branche gesorgt hatte. Und am Donnerstag kommender
Woche - 11. November - findet im EU-Parlament die erste Anhörung der
neuen EU-Dienstleistungs-Richtlinie statt, die das
grenzüberschreitende Anbieten von Glücksspielen regeln soll.
Rechtlich ist das Glücksspiel in Europa in der Regel als Monopol dem
Staat vorbehalten. Verfassungsrechtler Professor Heinz Mayer
bezeichnete diese Bestimmung zu Beginn des Symposions heute als "wohl
am schwierigsten auszulegende Bestimmung" im Monopolwesen.
Im November 2003 hob der Europäische Gerichtshof (EuGH) ein
nationales italienisches Urteil auf, das es dem Wettanbieter
Piergiorgio Gambelli untersagte, in Italien Sportwetten für einen
englischen Buchmacher zu sammeln, mit dem er per Internet in Kontakt
stand. In Italien sind Wettspiele dem Staat und seinen Konzessionären
vorbehalten. Die von Gambelli angebotenen englischen Wetten beruhten
aber nur auf einer lokalen Lizenz von Liverpool. Laut EuGH stellte
das italienische Verbot einen Verstoß gegen die
EU-Niederlassungsfreiheit und gegen den freien Dienstleistungsverkehr
dar.
Gefahren
Nationale Gesetzesinitiativen als Reaktionen auf das boomende
Online-Glücksspiel bergen nach Ansicht der EU-Kommission "die Gefahr
einer regulatorischen Fragmentierung und/oder von
Wettbewerbsverzerrungen". Insbesondere Online-Casinos außerhalb der
EU würden einen "unfairen Wettbewerb zu den stark regulierten
stationären europäischen Spielbanken darstellen, weil sie sich der
EU- und nationaler Rechtsprechung entziehen, meint der Dachverband
konzessionierter nationaler Spielbanken, das Europäische Casino Forum
(ECF).
Für die meisten europäischen Länder stellt das Glücksspiel einen
wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Allein der deutsche Glücksspielmarkt
erzielt einen Umsatz um 30 Mrd. Euro, davon entfällt rund ein Drittel
auf Lotto und Toto. Der österreichische Lotteriemarkt ist 1,3 Mrd.
Euro schwer. Allein im Bereich Spielbanken (Casinos) wurden
europaweit im Jahr 2003 Einnahmen von rund 8,2 Mrd. Euro erzielt,
rund 55.000 Personen waren in Casinos beschäftigt. Die höchsten
Einnahmen in den insgesamt 500 Casinos entfallen auf Frankreich,
Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und Italien, geht aus
einer Unterlage des Europäischen Casinos Forums (ECF) hervor.
Zahlen
Die meisten Casinos gibt es demnach in Frankreich (180), gefolgt
von Großbritannien (125), Deutschland (75) und Spanien (32). Am
spielfreudigsten sind offenbar die Italiener, die durchschnittlich
271 Euro pro Besuch ausgaben, gefolgt von den Deutschen (164,8),
Spaniern (144,2), Dänen (129,8) und Österreichern (129,7).
Glücksspiele stellen auch einen Beitrag für das nationale Budget dar:
In Österreich floss im Vorjahr mehr als die Hälfte des in Casinos
eingenommenen Bruttospielertrags - 148 von 218 Mio. Euro - als
Steuerleistung direkt in den Staatshaushalt.
(APA)