Ronald Kodritsch malt so wie er Geschichten erzählt. Stets ist man versucht, zu überlegen, ob charmanter Schelm oder wahrhaftiger Beobachter gerade das Erzählte lenkt. Auf der Hut zu sein, scheint daher auch eine angemessene Strategie zur Betrachtung seiner Malerei: Ein Feuerwehrmann etwa, der neben einem vollkommen zerquetschten Autowrack ("Crash", 2003) den Kopf lachend gen Himmel richtet. Der Betrachter erwischt sich beim skeptischen Blinzeln, nur um sich danach noch einmal zu versichern: Tatsächlich, er lacht!

Foto: Kodritsch, "Crash" (2003) Öl/Leinen, 190 x 240 cm

Blondine mit Hundsgesicht


Kodritsch spielt weiter: In "Blondie" setzt er einem schwarzen Köter eine blonde Perücke auf - oder verpasst er etwa der Blondine ein Hundsgesicht? In Fotocollagen schummelt er sich geschickt in das Leben und an die Seite von Supermodel Kate Moss. - Wird hier dem Objekt der Begierde gehuldigt oder der Kult von Schönheit und Bekanntheit dekonstruiert?

Foto: Kodritsch, "Blondie" (2004) Öl/Leinen, 140 x 120 cm

Todbringende Mopeds


Völlig zermatschte Katzenleichen aus Ton breitet Kodritsch auf dem Galerieboden aus. "Cobra GT - Elf Muschivariationen" heißt die Serie, die die Katzenkadaver samt dem Reifenabdruck des über sie hinweggedonnerten todbringenden Mopeds - einer Puch Cobra - zeigt. Vorbild für die Opfer waren einige der Kodritsch'en -Familienkatzen, die allesamt Muschi hießen und selbstverständlich nicht vom jugendlichen Künstler totgefahren wurden. Ihnen gegenübergestellt sind Zeichnungen aus der Betriebsanleitung des Fetisch-Fahrzeugs, das minderjährige Vokuhilas in den Siebziger Jahren zum unfreiwilligen Katzenmord missbrauchten. - Wer hat sich beim Anblick der gruselig flachgewalzten Tonkatzen beim Schmunzeln ertappt?

Foto: Kodritsch, aus der Serie "Puch Cobra"

Nicht um Heikles herumschlängeln


Direkt und ohne falsche Scham nähert sich der 1970 in Leoben geborene Ronald Kodritsch auch dem Saliera-Diebstahl: Auf seinem Salzfass tummelt sich der bestohlene Museumsdirektor mit seiner Ministerin in verräterischen Posen. Und im dazugehörenden "Bekenner"-Video gesteht sogar der "Auftraggeber" des Raubs, dass er mit dem unnützen "Dings" nichts anzufangen weiß. Statt sich humorlos, aber dafür mit Respekt um Heikles herumzuschlängeln, haut Kodritsch mitten auf die gut kaschierten Eiterbeulen.

Foto: Kodritsch, "Seipliera" (2004)

Provozierend drei-deutig


Sein Spiel mit Gegensätzlichem - Humor und Trauer, Banalität und Frivolität, Ernst oder Verspieltheit zum Beispiel - zeigt sich letztendlich auch im Titel der Ausstellung, die sich provozierend drei-deutig "Leck" nennt. Von der sexuellen Aufforderung über die wüste Beschimpfung "Leck mich am..." bis hin zum Loch im Paradies, durch das die begehrten einzig wahren und eindeutigen Antworten auf unsere Fragen auf 'Nimmerwiedersehen' verschwunden sind. Denn letztendlich lässt sich nicht entscheiden, auf welche Seite das Dargestellte bei Ronald Kodritsch kippt. Und das ist gut so. (kafe)

Foto: Kodritsch, "Sirius" (2003), Öl/Leinen, 160 x 180 cm

Ausstellungen "Leck"

Lukas Feichtner Galerie
Nur noch bis 30.10.
Di-Fr, 10-19 Uhr
Sa, 10-16 Uhr

im Rahmen des steirischen herbstes:
Galerie Schafschetzy, Graz
bis 6.11.
Di-Fr,10-13, 14-18 Uhr
Sa, 10-13 Uhr

demnächst

Galerie Paul Hafner, St. Gallen
ab 12. November

Cover: Katalog