Linz – Um die neue Spar-Filiale auf dem Gelände des Linzer Hauptbahnhofes entbrannte eine heftige Kontroverse. Beziehungsweise um die Öffnung derselben auch an Sonn- und Feiertagen. Das Wirtschaftsministerium hat dem Handelskonzern die Rechtsmeinung übermittelt, es sei möglich, die 600 Quadratmeter große Filiale ausnahmsweise außerhalb der regulären Öffnungszeiten den Kunden zugänglich zu machen – der Plan ist: täglich von sechs bis 21 Uhr.

Laut dem neuen Ladenschlussgesetz dürfen dies an und für sich nur Geschäfte, deren Verkaufsfläche 80 Quadratmeter nicht übersteigt. Doch Spar hat alle Verträge bezüglich des neuen Marktes bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes im August 2003 unterschrieben. In Innsbruck öffnete kürzlich ein 800-Quadratmeter-M-Preis-Standort an Sonntagen. In Wien betreibt Rewe Austria seit Jahren an zwei Bahnhöfen gut besuchte Billa-Filialen.

Gewerkschaft schäumt

Die Gewerkschaft – mit der Kirche in einer "Allianz für den freien Sonntag" aktiv – schäumt: Offensichtlich sei das Öffnungszeitengesetz "nichts wert", wenn auf Druck eines Lebensmittelkonzerns "sofort klein beigegeben" werde, so der oberösterreichische Privatangestelltengewerkschafter Gottfried Rieser. Man appelliert an den vom Gesetz her zuständigen Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl und Landeshauptman Josef Pühringer (beide VP), die "Vorgänge"‑ zu unterbinden, anderenfalls werde man "Kampfmaßnahmen" ergreifen. Auch der ÖAAB ist fuchsteufelswild auf Parteifreund und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein.

Spar-OÖ-Chef Jakob Leitner zum Standard: "Alle Stellen waren rechtzeitig eingebunden." Man wolle nicht ge-‑ nerell die Sonntagsöffnung, doch dies sei eben eine mögliche Ausnahme.

In Wien protestierte indessen Baumeister Richard Lugner gegen die Sonntagsregelung. Er freilich prangert die "Ostblockzeiten" an den Wiener Bahnhöfen an und fordert auch für sein Center erweiterte Öffnungszeiten. (szem, Der Standard, Printausgabe, 05.11.2004)