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Ludger Beerbaum, sonst Stammgast in Wien, bewegt seinen Goldfever dieses Wochenende in Hannover.

Foto: APA/EPA

Wien - Er kommt jedes Jahr aus München, "ein wirklich netter Herr", wie Peter Nidetzky, Präsident und Veranstalter des Wiener Fests der Pferde, versichert. Der Herr heißt Hans Degenhardt, Doktor Hans Dengenhardt. Er kommt also aus München, geht in die Stallungen im Bauch der Wiener Stadthalle und sucht sich aus der fast hundertköpfigen Schar der edlen Turnierrösser zehn bis zwölf aus. Dann wird Blut abgezapft, denn Degenhardt ist Tierarzt und Abgesandter der FEI, des internationalen Reitsportverbandes, kurz der Dopingkontrollor.

Das Thema ist speziell im Springsport seit den Olympischen Spielen in Athen ein heißes, nachdem dort nicht nur Waterford Crystal, das Pferd, das Cian O'Connor zur Goldmedaille trug, eine positive A-Probe abgeliefert hatte. Der Ire war in Athen quasi nach dem letzten Sprung für das Fest der Pferde in Wien verpflichtet worden. "Wir haben bisher immer den neuen Olympiasieger in Wien gehabt. Aber nach der Doping-geschichte war das Engagement von O'Connor für uns hinfällig", bedauert Nidetzky. O'Connor könnte seine Goldmedaille noch verlieren. Seine Ankündigung als Olympiasieger hätte also leicht peinlich werden können. Etwas anders liegt der Fall bei Ludger Beerbaum, bisher ein Stammgast in der Wiener Stadthalle. Der Deutsche reitet seinen ebenfalls positiv getesteten Hengst Goldfever an diesem Wochenende in Hannover, wo die lukrative Riders-Tour beim German Classics Station macht.

Show lockt auch

Die zweite, allerdings schon gewohnte Konkurrenz ist der Weltcup in Verona. "Der Weltcup ist kein Problem, aber Hannover schmerzt uns schon, weil einige Reiter dort am Start sein müssen, die sicher gerne auch zu uns gekommen wären. Aber unsere Besetzung ist auch so noch sehr gut", sagt Nidetzky.

Die Wiener Veranstaltung, die 2003 erstmals nach 17 Jahren des Wachstums einen Besucherrückgang von neun Prozent zu verkraften hatte, lebt freilich nicht vom Sport allein. "Wir haben die Show immer als gleichwertig betrachtet. Nach dem Minus im Vorjahr war es logisch, dass diesmal ein absolutes Highlight in die Stadthalle musste. Also wurde um rund 200.000 Euro die Real Escuela Andaluza del Arte Ecuestre aus Jerez de la Frontera, also die eigentliche spanische Hofreitschule, verpflichtet. 32 Andalusier-Hengste haben die lange Reise nach Wien gemacht. Nach einem kleinen Vorgeschmack am Donnerstag zeigen sie am Freitag Abend erstmals ihr Galavorstellung. "Vom Temperament und Ausdruck einfach unvergleichlich", schwärmt Nidetzky. Nicht unwesentlich für den laut Nidetzky zufrieden stellenden Kartenvorverkauf sind die heimischen Größen des Springsports, wobei natürlich am Montag die Verabschiedung von Hugo Simons Ausnahmepferd E.T. vor dem abschließenden Mercedes Grad Prix für eine ausverkaufte Halle sorgen sollte. Und dann lässt sich auch sicher der "noch in Schilling gerechnet sechsstellige Betrag" verkraften, der Degenhardts Wirken die Veranstalter des 19. Fests der Pferde kostet. "Weil bezahlen", so Nidetzky, "müssen wir das gemeinerweise alles selbst." (Sigi Lützow - DER STANDARD PRINTAUSGABE 5.11. 2004)