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Foto: REUTERS/Larry Downing

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US-Präsident Bush in einem staatlichen Labor. Er schaut sich Ebola an. Die am Virus arbeitenden Forscher ließ er vom FBI durchleuchten. Ihre Studien belegte er mit Zensur.

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Washington/Wien - Mit der Wiederwahl von Präsident George W. Bush werde die restriktive Forschungspolitik in den USA fortgesetzt, kritisierten namhafte Wissenschafter Donnerstag im britischen Nature. Das Wissenschaftsmagazin plädierte für eine Ende der seit 9/11 praktizierten mehr ideologischen als fachkompetenten Besetzungen wissenschaftlicher Schlüsselstellen, bundespolizeilichen Durchleuchtung von Forschern und Zensur angeblich heikler Studienergebnissen - DER STANDARD hatte berichtet.

Weiters warnte das renommierte Blatt vor wenigstens zwei bisher von den Demokraten blockierten neuen Gesetzen durch den Ausbau einer republikanischen Mehrheit im Kongress: eines zugunsten der Atomlobby, das andere zugunsten der Ölindustrie und beide auf Kosten der Umwelt.

Stammzellforschung

Und im Bereich der ethisch umstrittenen Forschung an embryonalen Stammzellen zeichne sich schon heute "ein Desaster" ab, konstatierte Evan Snyder, Forschungsdirektor am Burnham Institute in La Jolla, Kalifornien. Warum? Weil es zu einem "Exodus aller US-Stammzellforscher nach Kalifornien kommen wird", erklärte Harold Varmus, früherer Direktor der National Institutes of Health.

Im hitzegeplagten Bundesstaat nämlich sorgt einer, der als Terminator im gleichnamigen Hollywoodfilm bekannt geworden ist und ebendort mit "Hasta la vista, Baby!" dialogische Filmgeschichte geschrieben hat, für die Termination des von Mister Präsident erlassenen Förderungsverbot für embryonale Stammzellforschung - und schießt die gesamtstaatliche Forschungspolitik bundesstaatlich ab.

Arnold Schwarzenegger, der Gouverneur, wird im Auftrag von 59 Prozent seiner Wähler und unterstützt von etlichen Nobelpreisträgern in den kommenden zehn Jahren drei Milliarden US-Dollar (2,34 Milliarden Euro) in diese Forschungen investieren, wie Mittwoch bekannt wurde. Das Geld soll einem dafür geplanten, privatwirtschaftlich geführten Forschungsnetzwerk, dem California Institute for Regenerative Medicine, zur Verfügung gestellt werden.

Ein Lager für Atommüll

Noch im Wahlkampf sprach sich Bush, im Gegensatz zu seinem demokratischen Herausforderer John Kerry, für ein entsprechendes Forschungsverbot aus, sämtliche staatliche Einrichtungen werden weiterhin keine Fördergelder für embryonale Stammzellen erhalten. Fördern will Bush dafür das umstrittene Atommülllager in den Yucca-Mountains, Nevada, das wiederum Kerry stoppen wollte.

Generell befürchten Wissenschafter laut Nature eine Forcierung des US-Atomprogramms: Durch eine republikanische Mehrheit könnte ein bisher gescheitertes Gesetz beschlossen werden, das mehr als eine Milliarde staatlicher US-Dollars an Investition für die Erforschung neuer Reaktortypen vorsieht. Auch könnte das Arctic National Wildlife Refuge für Ölbohrungen weiter geöffnet werden. Der dafür bisher hinderliche Endangered Species Act aus dem Jahr 1973 würde von den Republikanern abgeändert werden.

Eine Ratifizierung des Kiotoprotokolls, die Kerry forderte, sei weiterhin nicht in Sicht. Die Regierung Bush beharre auf ihrem Standpunkt, dass eine Klimaerwärmung aufgrund zu großer Mengen an primär industriell ausgestoßener Treibhausgase wissenschaftlich nicht erwiesen sei.

Tatsächlich hatten mehrere US-Satelliten seit Ende der 1970er-Jahre die Temperaturen in der unteren Luftschicht der Erde gemessen. Die sprung- und teils lückenhafte Datensammlung wurde von verschiedenen Gruppen von Wissenschaftern in drei Varianten interpretiert: Es ist keine Veränderung festzustellen, es ist Erwärmung festzustellen, es ist kühler geworden. Vor den US-Kongress wurden für die Diskussion über das Kiotoprotokoll - laut Gerüchten auf Drängen einer starken Industrielobby - jene Forscher geladen, die zu letzterem Ergebnis gekommen waren. (DER STANDARD, Print, 5.11.2004)