Los Angeles - Arnold Schwarzenegger hat keine Wahl gewonnen, war nicht einmal Kandidat. Dennoch beging er die Wahlnacht zum Mittwoch mit einer gigantischen Siegesfeier von fast schon präsidialem Ausmaß. Mehr als 14 Stunden, bevor US-Präsident George W. Bush seine Wiederwahl verkündete, wurde der Gouverneur von Kalifornien auf "Arnolds Siegesparty" in Los Angeles so frenetisch gefeiert, als wäre er gerade selbst zum ersten Mann in Washington gekürt worden. Zwar kann nach der US-Verfassung derzeit nur Präsident werden, wer in den USA geboren wurde. Das hindert ihn aber nicht, vorsorglich seine Ambitionen anzumelden und auf eine Verfassungsänderung zu spekulieren.

Mit seinem Fest wollte Schwarzenegger in erster Linie den Sieg seiner Positionen zu 16 Projekten feiern, über die die Kalifornier am Dienstag ebenfalls abstimmen mussten. Tatsächlich waren sie ihrem Gouverneur weitgehend gefolgt und hatten bei den meisten Referenden ebenso gestimmt wie er. Vor allem sprachen sie sich für die von Schwarzenegger unterstützte Initiative aus, die Stammzellenforschung mit öffentlichen Geldern massiv zu fördern.

Der Rückhalt für seine Politik gibt dem gerade mal seit einem Jahr amtierenden Gouverneur weiteren Auftrieb, auch wenn nicht immer klar ist, welche Initiativen er ernsthaft befürwortet und hinter welche er sich nur aus populistischen Gründen stellt.

"Action" von Arnie

Während der Feier gab sich der "Governator", wie der Ex-schauspieler auch genannt wird, auf den ersten Blick bescheiden. "Der Sieg war nicht meiner, sondern es war der Sieg der Menschen von Kalifornien", sagte er. Seine Siegerpose strafte den muskelbepackten 57-Jährigen Lügen. Gleichzeitig verkündete der einstige Darsteller selbstbewusst vor seinen jubelnden Fans, sie hätten ihn zum Gouverneur gewählt, "um für einige Action zu sorgen", dies habe er nun getan.

Schwarzenegger ist einer der populärsten Republikaner, im traditionell demokratisch geprägten Kalifornien ist er beliebter als seine eigene Partei. Um seine Wiederwahl in zwei Jahren muss er sich vorerst nicht sorgen.

Doch spätestens seit vergangenem Sonntag ist klar, dass sich Schwarzenegger zu Höherem berufen fühlt. In der renommierten CBS-Sendung "60 minutes" gestand er, er könne sich durchaus vorstellen, das höchste US-Amt zu übernehmen: "Warum nicht? Wenn man so eine Einstellung hat wie ich, will man immer an die Spitze." Er sei für die Abschaffung der Verfassungsklausel, die im Ausland geborene Kandidaten von der Präsidentschaft ausschließt.

Dem US-Kongress liegt bereits ein entsprechender Antrag auf Verfassungsänderung vor. Doch könnten bis zu dessen Annahme Jahre vergehen. Die Politikwissenschaftlerin Elizabeth Garrett von der Universität von Südkalifornien hält Schwarzenegger daher für einen unverbesserlichen Optimisten. In ihrer mehr als 200-jährigen Geschichte sei ganze 27-mal in die US-Verfassung eingegriffen worden, gibt sie zu bedenken.

Nach Auffassung von Garrett könnte Schwarzenegger aber die politische Karriereleiter noch weiter hinauf klettern: "Er ist ein gewiefter Politiker. Ich könnte ihn mir als ernsthaften Kandidaten für einen Senatoren-Posten oder ein hohes Regierungsamt vorstellen." (AFP/Marc Lavine, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 5.11.2004)