New York - Die sudanesische Regierung hat nach Einschätzung der Vereinten Nationen die Kontrolle über ihre Krisenprovinz Darfur verloren. Weder die einst von Khartum bewaffneten arabischen Milizen noch die schwarzafrikanischen Rebellen hörten noch auf die Regierung, erklärte der UNO-Sonderbeauftragte für Sudan, Jan Pronk, am Donnerstag vor Journalisten in New York. Zuvor hatte er den Weltsicherheitsrat gewarnt, dass Darfur durch die zunehmende Gewalt "leicht in die Anarchie und den totalen Verlust von Recht und Ordnung abrutschen" könnte.

Aufrüstung auf beiden Seiten

Auf Seiten der Dschandschawid-Milizen und der schwarzen Rebellen stünden sich inzwischen Tausende von Kämpfern gegenüber, berichtete der Diplomat, der erst diese Woche aus Sudan zurückgekehrt war. Ihm zufolge rüsten beide Seiten weiter auf. Gebraucht werde ein Puffer zwischen beiden Seiten, um den Ausbruch neuer, schwerer Kämpfe zu verhindern, sagte Pronk. Für diese Aufgabe kämen nur die Truppen der Afrikanischen Union (AU) in Frage, deren Auftrag sich aber bisher nur auf eine Beobachterfunktion beschränke.

Erneut Kämpfe

"Kämpfe flammen an immer mehr Orten auf", warnte Pronk den Sicherheitsrat. "Milizen schließen sich zusammen, und Vertreter der Regierung schaffen es nicht mehr, mäßigend auf sie einzuwirken", sagte der Diplomat. "Wir haben einen richtigen Krieg". Als einzige Lösung sieht er, den Druck auf Khartum zu erhöhen und klare Ultimaten zu stellen. "Wir müssen ihnen klar machen, dass wir dies nicht mehr tolerieren". Sollte Khartum nicht bald entschieden einschreiten, müsse die internationale Gemeinschaft den Geldhahn zudrehen und alle bisher noch gezahlten Mittel für Khartum zurückhalten, erklärte Pronk vor Journalisten. (APA/dpa)