Bagdad - In der irakischen Rebellenhochburg Falluja steht nach Angaben der US-Armee eine Militäroffensive unmittelbar bevor - möglicherweise hat sie am Freitag auch schon begonnen: Die US-Armee flog am Freitag Luftangriffe auf Falluja; Augenzeugen sprachen von den heftigsten Angriffen seit Monaten, es gab mindestens fünf Explosionen.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN) Kofi Annan, hatte die Regierungen der USA, Großbritanniens und des Irak wenige Stunden zuvor vor einer Militäroffensive gewarnt.

Ein solcher Angriff könne den Zorn der Iraker weiter schüren und die im Januar geplanten Wahlen gefährden, hieß es in UN-Kreisen. Annan habe US-Präsident George W. Bush, dem britischen Premierminister Tony Blair und Iraks Ministerpräsidenten Ijad Allaui seine Vorbehalte am Wochenende schriftlich mitgeteilt. Ein UN-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Briefen ab. Die irakische Regierung und die US-Besatzungsmacht sehen den Fall der Rebellenbastion Falluja als Schlüssel für eine weitgehende Befriedung des Landes vor den Wahlen.

Flugblätter

Die Besatzungsarmee ließ am Freitag durch Lautsprecherdurchsagen und Flugblätter verbreiten, dass jeder Mann unter 45 Jahren, der die Stadt zu betreten oder zu verlassen versucht, festgehalten wird. Die US-Armee forderte die Bewohner der Stadt erneut auf, sie bei der Suche nach Terroristen zu unterstützen; Frauen und Kinder sowie Männer über 45 sollten die Stadt verlassen.

"Wir sind mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Es geht bald los. Wir warten nur noch auf den Befehl von Ministerpräsident Ijad Allawi", sagte Oberst Michael Shupp am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Allawi hielt sich in Brüssel auf, wurde jedoch noch im Laufe des Tages im Irak zurück erwartet. Mitglieder seiner Regierung warnten, eine Offensive könnte weiteren Zivilisten das Leben kosten und der Übergangsregierung einen politischen Rückschlag bescheren. Anwohnern zufolge war Falluja am Freitag komplett abgeriegelt. US-Truppen hätten alle Straßen in und aus der Stadt gesperrt.

"Die Logik der Besatzung muss enden"

Der stellvertretende irakische Außenminister, Hamid al-Bajati, warnte vor negativen Folgen solcher Militäreinsätze: "Es ist ein Fehler, Gewalt zu benutzen, die eine Vielzahl von Zivilisten tötet. Die Logik der Besatzung muss enden", sagte er. Die Offensive auf Falluja und der Tod weiterer Zivilisten könnten dazu führen, dass die sunnitischen Iraker die geplanten Wahlen boykottierten und deren Legitimität in Frage stellten, so der Politiker, der selbst Schiit ist.

Falluja gilt als Hochburg sunnitischer Rebellen im Irak. Dem US-Militär zufolge soll sich auch der mutmaßliche Al-Kaida-Verbündete Abu Mussab al-Sarkawi in der Stadt aufhalten. Die Regierung und das US-Militär hatten wiederholt angekündigt, die Rebellengebiete im Irak noch vor den für Ende Januar geplanten Wahlen zurück erobern zu wollen. (Reuters)