München/Wien - Die guten Zahlen der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) nach den ersten neun Monaten 2004 untermauern die Bedeutung der Tochter für die bayerische HypoVereinsbank (HVB). Künftig dürfte sich deren Kontrolle verstärken, schreibt die "Financial Times Deutschland (FTD) in ihrer Freitagausgabe. Im Dezember 2006 läuft der so genannte Syndikatvertrag als Kernelement des "Bank der Regionen-Vertrages" aus: Wie HVB-Vorstandschef Dieter Rampl laut FTD gestern in München sagte, wird dieser Vertrag mit Sicherheit gekündigt. Damit habe die HVB dann mehr Zugriffs- und Gestaltungsrechte bei der BA-CA, heißt es in dem Bericht.

Bei Aufkündigung des Syndikatsvertrags könnten, wie mehrfach berichtet, dann Beschickungen, Abstimmungs- und Beschlussquoten im Aufsichtsrat geändert und vor allem auch der Austritt der BA-CA aus dem Sparkassensektor durchgezogen werden. In diesem Syndikatsvertrag ist auch der Status der BA-CA als Mitglied des Sparkassensektors in Österreich festgeschrieben. Spätestens 2007 werde die BA-CA aus dem Sparkassensektor austreten, betonte zuletzt die BA-CA, seit sie Mitte Oktober aus dem Sparkassen- in den Bankenverband ausgetreten ist.

Vetorecht des Betriebsrates

Nach den Bestimmungen des Syndikatsvertrags, der beim Zusammengehen der Bank Austria mit der deutschen HypoVereinsbank (HVB) abgeschlossen wurde, kann die BA-CA bis Ende 2006 nur mit Zweidrittel-Mehrheit im Aufsichtsrat aus dem Sektor austreten. Das heißt, es gibt ein de-facto-Vetorecht des Betriebsrates. Vorstandschef Erich Hampel will jetzt mit dem Betriebsrat (Vorsitzende: Hedwig Fuhrmann) über einen früheren Austritt aus dem Sektor verhandeln.

Volle Integration nicht ausgeschlossen

Laut "FTD" schließt HVB-Finanzvorstand Wolfgang Sprißler eine volle Integration der BA-CA in die HVB langfristig nicht aus. Bei einer Analystenkonferenz und vor der Presse hatte Sprißler am Donnerstag in München gesagt, er könne sich langfristig vorstellen, dass die Minderheitsanteile der freien BA-CA-Aktionäre wieder aufgekauft werden, um die Bank zu integrieren. Sprißler betonte ausdrücklich, dass es sich nicht um konkrete Planungen handelt. "Theoretisch schließe ich nicht aus, dass wir irgendwann die Aktien zurückkaufen." Die HVB hatte im Juli vergangenen Jahres 22,5 Prozent der BA-CA an die Börse gebracht. Der Börsengang war eine Art Notoperation der HVB, die dringend ihre Eigenkapitalausstattung wegen hoher Verluste verbessern musste. Seither hängt die BA-CA die Muttergesellschaft HVB bei der Ertragsentwicklung ab.

BA-Aktie mehr als verdoppelt

Auch das deutsche "Handelsblatt" geht in seiner heutigen Ausgabe auf die gestrigen Sprißler-Äußerungen ein. Wortgleich zitiert das Blatt den HVB-Finanzchef: "Theoretisch schließe ich nicht aus, dass wir irgendwann diese Anteile zurückkaufen." Das wäre, so die Zeitung, aber ein schlechtes Geschäft für die Münchener, seit dem Börsengang hat sich die BA-Aktie mehr als verdoppelt.

Weil die Aussage des Finanzvorstands vor Analysten gestern Vormittag über München hinaus für Aufsehen gesorgt hatte, hat noch gestern HVB-Konzernchef Dieter Rampl erklärt, dass nicht an einen Rückkauf der im Streubesitz befindlichen BA-CA-Aktien gedacht sei. Die genannten deutschen Blätter haben dazu dennoch nur Sprißlers Aussagen zitiert.

Die HVB hat gestern zudem bekannt gegeben, alle Bankabläufe zu durchforsten, die gesamte Infrastruktur auf den Prüfstand zu stellen und ihr Back-office-Geschäft zu verbessern. Die Deutsche Bank etwa hat im Frühjahr bereits ihre Wertpapierabwicklung mehrheitlich an den britischen Spezialisten Xchanging verkauft und überlässt ihren IT-Bereich dem amerikanischen Computerkonzern IBM. Im Zahlungsverkehr kooperiert die Deutsche Bank mit der zum Versicherungskonzern Allianz gehörenden Dresdner Bank und der Postbank. Laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" (FAZ) tut sich die HVB dagegen mit der Optimierung auch deshalb schwerer, weil die österreichische Tochter Bank Austria Creditanstalt immer noch weitgehend eigenständig agiert.(APA)