Bild nicht mehr verfügbar.

Jüdische Extremisten jubelten in Jerusalem über Meldungen zum Tod von Arafat.

Foto: AP
Nichteinmischung und Zurückhaltung war die Parole, die die israelische Führung für die heikle Periode des langsamen Abgangs von Yassir Arafat ausgegeben hat. "Es gibt widersprüchliche Nachrichten", blockte Ariel Sharon nach außen hin alle Fragen ab.

"Solange es keine offizielle Mitteilung gibt, befassen wir uns mit diesem Thema nicht." Der Premier hat seinen Ministern einen Maulkorb umgelegt und ihnen insbesondere alle öffentlichen Spekulationen über mögliche Nachfolger verboten – denn jeder Kandidat, über den sich Israel positiv äußern würde, wäre dadurch im gleichen Moment bei den Palästinensern diskreditiert.

Doch zugleich waren die Mediendebatten über "den Tag nach Arafat" voll angelaufen – und um das Problem des Begräbnisortes schien sich eine Krise zusammenzubrauen.

Trotz aller Vorsicht gab es böses Blut, weil es ausgerechnet ein israelischer Fernsehsender war, der am Donnerstagnachmittag voreilig eine Todesmeldung in die Welt gesetzt hatte. Der private "Kanal Zwei", der sich auf "französische Quellen" berufen hatte, wurde weltweit zitiert, ehe das Pariser Krankenhaus formell dementierte.

Aus dem Verteidigungsministerium verlautete, Armee und Polizei seien zwar zu erhöhter Wachsamkeit angehalten worden, doch seien keine Truppenverlegungen oder -verstärkungen geplant. Für die Zeit unmittelbar nach dem Tod des Palästinenserchefs rechnen die Israelis mit relativer Ruhe, erst nach und nach könnte der Machtkampf zu chaotischen Zuständen führen.

Völlig unberechenbar blieb aber, wie weit die Begräbnisfrage noch eskalieren kann. Eine Bestattung auf dem Tempelberg in Jerusalem oder im unmittelbar benachbarten Dorf Abu Dis, die dem politischen Anspruch der Palästinenser auf Ostjerusalem Ausdruck geben würde, wurde von israelischen Politikern kategorisch ausgeschlossen. "Jerusalem ist die Stadt, in der jüdische Könige begraben werden und nicht arabische Terroristen", wurde Justizminister Josef Lapid von der Nachrichtenagentur AP zitiert.

Zuletzt gab es Hinweise, dass die Israelis ein Begräbnis, wie es die Palästinenser wohl planen, nur im Gazastreifen, aber nicht im Westjordanland erlauben wollen. In Khan Yunis im südlichen Gazastreifen sind rund 25 Angehörige Arafats begraben. (DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.11.2004)