Belgrad - Die serbisch-orthodoxe Kirche will das mit der
UNO-Verwaltung im Kosovo (UNMIK) im Juni unterzeichnete Abkommen zur
Wiederinstandsetzung von 35 Kirchen und Klöstern aufkündigen, die im
Laufe der ethnisch motivierten Gewaltwelle im März zerstört oder
beschädigt worden sind. Wie der Belgrader Sender B-92 am Samstag
meldete, wurde der bereits im September gefasste Kirchenbeschluss
auch nach einem Treffen zwischen dem Metropoliten von Raska und
Prizren, Artemije (Radosavljevic), und Europarats-Generalsekretär
Terry Davis am Freitag nicht rückgängig gemacht .
Artemije sagte den Medien, dass er als Vertreter der
serbisch-orthodoxen Kirche das Entscheidungsrecht wahren möchte, wenn
es darum gehe, wer für die Reparaturarbeiten engagiert werde.
"Niemand darf uns aufzwingen, wer diese Arbeit verrichten soll. Und
schon gar nicht diejenigen, die die Kirchen zerstört haben", betonte
der Metropolit. Davis zeigte sich laut dem Belgrader Sender über die
Gesprächsergebnisse enttäuscht. Er (Bischof Artemije) habe das
Abkommen (mit der UNMIK) im Juni abgeschlossen und nun kein einziges
neues Argument dagegen vorbringen können, wurde Davis von dem Sender
zitiert.
Keine Albaner bei Reparaturarbeiten erwünscht
Die serbisch-orthodoxe Kirche will offenkundig verhindern, dass
für die Reparaturarbeiten nicht nur serbische, sondern auch
albanische Arbeiter eingesetzt werden.
Patriarch Pavle hatte von der UNMIK und der Friedenstruppe KFOR
wiederholt einen besseren Schutz der Kirchen verlangt. Es floriere
der Kunstraub, und viele Ikonen, Kirchenbücher und andere seltene
Schätze aus dem Kosovo würden auf dem internationalen Schwarzmarkt
angeboten. Belgrad hatte die UNO-Organisation für Erziehung,
Wissenschaft und Kultur (UNESCO) aufgerufen, sich für den Schutz der
serbischen historischen und religiösen Denkmäler im Kosovo
einzusetzen. Es handle sich nicht nur um das Erbe des serbischen
Volkes und seiner Kirche, denn diese Denkmäler gehörten zum
Kulturerbe Europas. Bischof Artemije beklagte, Ziel militanter
Albaner sei es, alle Spuren serbischer Kultur in der Region
auszulöschen. (APA)