Sarajevo - Forensische Experten haben aus einem Massengrab in Bosnien-Herzegowina 454 Leichen geborgen. Das Grab ist das zweitgrößte, das seit dem Ende des Bosnienkriegs 1995 entdeckt wurde. Die Arbeiten in Stari Kevljani dauerten drei Monate, wie Behörden am Samstag mitteilten.

Die bei den Toten gefundenen Ausweispapiere deuteten darauf hin, dass es sich um bosnische Muslime und Kroaten aus der Stadt Prijedor, rund 175 Kilometer nordwestlich von Sarajevo, handelt. Viele der Toten wurden nach Aussage der Wissenschaftler offenbar zu Kriegsbeginn im Jahr 1992 in den Internierungslagern Omarska und Keraterm getötet. Ihre Leichen wurden aus anderen Gräbern nach Stari Kevljani gebracht, um die Verbrechen zu vertuschen. Die Überreste der Toten sollen jetzt zur Identifizierung einer DNA-Analyse unterzogen werden.

Insgesamt haben die Vereinten Nationen und einheimische Experten in Bosnien seit Kriegsende über 16.500 Leichen in mehr als 300 Massengräbern entdeckt. Tausende Menschen werden noch vermisst. (APA/AP)