Wien - Nur zwei Prozent der Österreicher glauben, dass sich die Wiederwahl von US-Präsident George W. Bush positiv auf die Weltsicherheitslage auswirken wird. Laut einer Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut market im Auftrag des Nachrichtenmagazins "profil" (Montag-Ausgabe) durchgeführt hat, sind 49 Prozent der Befragten hingegen der Meinung, dass sich das Wahlergebnis negativ auswirken werde.

19 Prozent glauben demnach, dass sich durch Bushs Wiederwahl die Sicherheit in der Welt weder verbessern noch verschlechtern wird.

Bundespräsident und Bundeskanzler positiv

Bundespräsident Fischer und Bundeskanzler Schüssel sehen der zweiten Amtszeit von US-Präsident Bush positiv entgegen. Bush habe nämlich gesehen, "dass ohne die UNO vieles nicht geht", sagte Schüssel der Tageszeitung "Kurier". Daher könnte er jetzt die internationalen Organisationen "neu beleben und zum Instrument der internationalen Politik machen".

Geschichtsbücher

Ähnlich äußerte sich im "Kurier" auch Fischer. Bush werde in seinem letzten Mandat darauf achten, "dass er in den Geschichtsbüchern positiv gesehen wird - vielleicht sogar über die Grenzen Amerikas hinaus". Europa und die USA müssten nun im Bewusstsein ihrer Unterschiede aufeinander zugehen, forderte der Bundespräsident.

Schüssel betonte, Bush sei "mit klarer Mehrheit" wiedergewählt worden "und hat jetzt eine wirkliche demokratische Legitimation". "Es gibt eine riesige Chance für ihn, weil er gestärkt ist und gesehen hat, dass es nicht so einfach geht, unilateral zu agieren."

Warnung vor Antiamerikanismus

Man werde sich "sehr bemühen müssen", eine Zunahme des Antiamerikanismus in Europa zu verhindern, warnte Fischer. Er führte die Differenzen zwischen den USA und Europa auf die unterschiedliche Bewertung des Einsatzes militärischer Gewalt zur Lösung politischer Probleme zurück. Schüssel sagte dazu, beide Seiten müssten "ihre Rolle überdenken". Auch die Europäer müssten sich fragen, "welche Vorurteile sie gegenüber den USA, ihren Prioritäten und Werten haben".

Fischer und Schüssel äußerten sich angesichts des sich abzeichnenden Machtwechsels unter den Palästinensern optimistisch, was eine Lösung im Nahost-Konflikt betrifft. Schüssel sieht "eine sehr kritische Situation im Nahen Osten, aber gleichzeitig die Möglichkeit für einen neuen Anfang", Fischer eine "neue Chance für eine Verhandlungslösung". (APA)