Die Redakteure der ungarischen Tageszeitung "Magyar Hirlap" haben bis zuletzt gekämpft, dennoch wurde das liberale Blatt von seinem Eigentümer, dem Schweizer Ringier Verlag, eingestellt. Pal Szombathy, Ex-Chefredakteur von "Magyar Hirlap", bezeichnet den Verlag als "Lügner", der Verkaufsabsichten nur "vorgaukelte" und das Blatt aus Gründen der Marktbereinigung eingestellt habe, um den Weg für "Nepszabadsag" frei zu machen. Auch dieses Blatt gehört dem Ringier-Verlag.

Journalistenproteste

Seit Samstag fehlt "Magyar Hirlap" damit in der ungarischen Medienlandschaft. Journalisten des eingestellten Blattes protestierten mit Artikeln gegen den Ringier-Verlag, der die Pressefreiheit mit Füßen getreten habe. Diese Artikel wurden in den Samstag-Ausgaben der linksliberalen Zeitung "Nepszava" und der rechten "Magyar Nemzet" veröffentlicht. Der ungarische Rundfunk bezeichnet die gemeinsame Solidaritätsaktion der beiden Blätter mit konträrer politischer Einstellung als ehrenwert.

Die Pressefreiheit Mitteleuropas hätte eine "katastrophale Niederlage" erlitten, da Ringier ein "Marketing-Spiel mit einer Grundinstitution der Demokratie" gespielt habe, steht im letzten Leitartikel von "Magyar Hirlap", der in der Samstag-Ausgabe von "Magyar Nemzet" abgedruckt wurde. Der Geschäftsführer der Ringier-Verlags-GmbH in Ungarn, Bela Papp, hat mit einer Klage gedroht. Die Artikel hätten das Image von Ringier beschädigt, so der Manager. Laut Pal Szombathy will der Stab der eingestellten "Magyar Hirlap" eine neue Zeitung herausbringen. Eine Druckerei sei bereits gefunden. (APA)