Paris - Laut Angaben des ivorischen Parlamentspräsidenten Mamadou Koulibaly soll die französische Armee in Cote d'Ivoire mehr als dreißig Menschen getötet haben; über hundert seien in der Wirtschaftsmetropole Abidjan und in der Hauptstadt Yamassoukro verletzt worden, sagte Koulibaly dem französischen Radio France Inter am Sonntag. Seitens der französischen Armee wurden die Angaben dementiert.

Der Parlamentspräsident forderte die Franzosen auf, sich zurückzuziehen: "Der Staat Cote d'Ivoire und seine Bewohner wünschen, dass diese Besatzungsarmee das Feld räumt und geht."

"Unfall"

Der Vorfall vom Vortag, bei dem neun französische Soldaten in der ivorischen Stadt Bouake im Landesinneren ums Leben kamen, sei ein Unfall gewesen, "wie er in Kriegszeiten passiert", sagte der Parlamentspräsident. Nicht die ivorische Armee, sondern vielmehr Aufständische hätten die französischen Streitkräfte angegriffen. Nach Angaben der französischen Regierung vom Samstag handelte es sich um einen Angriff ivorischer Regierungstruppen; die Vereinten Nationen verurteilten die Attacke.

In Abidjan an der Atlantikküste schoss die französische Armee aus zwei Hubschraubern auf zehntausende regierungstreue Demonstranten, die sich dem internationalen Flughafen näherten, wie Augenzeugen berichteten. Die Menschenmasse löse sich allmählich auf; die Hubschrauber gaben noch vereinzelte Warnschüsse ab.

Anwohner aus dem Hafenviertel Bietry berichteten, manche Demonstranten hätten auf dem Rückweg die Häuser von Europäern geplündert - mehrere Menschen hätten die Nacht auf dem Dach verbracht, während junge Leute Fernseher, Videorekorder und Radiogeräte aus den Wohnungen getragen hätten. Der ivorische Staatspräsident Laurent Gbagbo hatte seine Anhänger aufgefordert, den von der französischen Armee kontrollierten Flughafen "zurückzuerobern". Zehntausende "junge Patrioten" waren seinem Aufruf gefolgt. (APA/AFP)