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Wenn der "Sondereinflussfaktor Wetter" passt, wäre ein Wachstum zwischen einem und drei Prozent im heurigen Weihnachtsgeschäft möglich, sagen Marktforscher.

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Wien - Zwei schwer bis gar nicht beeinflussbare W-Faktoren entscheiden auch heuer wieder, ob die heimische Kaufmannschaft mit glänzenden oder tränenden Augen das Jahr abschließen kann: das Wetter und die Weihnachtsstimmung. Ersterer hat vor allem starke Auswirkungen auf die modischen Branchen wie Bekleidungs- und Schuhhandel, weiters auf den Verkauf von Wintersportartikeln.

Das zweite W ist nicht zuletzt abhängig von der Politik: "Der Handel benötigt heuer vor allem einmal Ruhe und keine täglichen Schreckensmeldungen für Konsumenten", sagt Peter Voithofer, Handelsexperte am Institut KMU Forschung Austria. Im Vorjahr habe vor allem die Diskussion über die Pensionsharmonisierung den Kunden die Stimmung zum Geld ausgeben getrübt. Heuer sind Selbstbehaltserhöhungen im Gesundheitssystem nachfragedämpfendes Thema.

Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts sinkt

Die KMU Forschung erhob aber immerhin ein Prozent nominelles Umsatzwachstum im gesamten Einzelhandel im dritten Quartal, was insgesamt ein Plus von 0,3 Prozent zwischen Jänner und September 2004 gibt. Ein Hoffnungsschimmer, denn bis zum Halbjahr zeigte die Umfragestatistik noch ein Minus von 0,1 Prozent - also Stagnation - an.

Insgesamt sinkt die Bedeutung des Weihnachtsgeschäft: Hatte der Dezember in den 80er-Jahren noch im Vergleich zum Umsatz eines fiktiven Durchschnittsmonats (Index = 100) im Handel die Gewichtung 130, so liegt der Wert heutzutage unter 120.

Peter Damisch, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Fessel-GfK, sagt im STANDARD-Gespräch: "Das Vertrauen der Konsumenten zeigt seit 18 Monaten ein stabiles Bild." Die Stimmung sei "nicht anders als zu Weihnachten 2003". Wenn allerdings "der Sondereinflussfaktor Wetter passt", wäre ein Wachstum zwischen einem und drei Prozent möglich.

Trend zum Bargeldgeschenk weiter stark

Im Vorjahr ging das Geschäft mit den Geschenken zwischen dem ersten und dem vierten Einkaufssamstag um sieben Prozent zurück. Allerdings war und ist der Trend zum Bargeldgeschenk weiter stark, so Peter Schnedlitz, Handelsprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien. Heuer sieht der Professor auch verstärkt "Geschenke, die eine Botschaft transportieren" im Kommen: Edelweine beispielsweise. Auch auf der anderen Seite der Preispalette, bei den Diskontartikeln, wird verstärkte Aktivität beobachtet: So bringt die Spar-Organisation heuer in Antwort auf den sprichwörtlichen Hofer-Computer auch einen Billig-PC vor dem Weihnachtsfest.

Schnedlitz' Fazit: Die Aufgeregtheit des Handels sei jedenfalls ein Mittel zur Mobilisierung der Konsumenten. Auch wenn die Bedeutung im Vergleich gesunken sei, für nicht wenige Handelsbetriebe könne angesichts der gerade einmal blassrosa Konjunkturlage ein gutes Weihnachtsgeschäft den Unterschied zwischen "roter" und "schwarzer Null" bedeuten. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.11.2004)