Röjtökmuzsaj/Wien - Am Dienstag 8 Uhr 15 geht der Dienstrechtstreit in der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) weiter. "Erstmals in unserer Geschichte wird eine Informationsveranstaltung in der Dienstzeit abgehalten", so Betriebsratschefin Hedwig Fuhrmann. Wie berichtet, wehrt man sich gegen den vom Vorstand initiierten fliegenden Kollektivvertragswechsel vom Sparkassen- in den billigeren Banken-KV. Mit ihm gehen Arbeitszeitverlängerung, Urlaubsverkürzung sowie Streichung von Zulagen sonder Zahl einher.

BA-CA-Vorstandsvorsitzender Erich Hampel hat am Wochenende bei einer Pressekonferenz im ungarischen Rötjtökmuzsaj aber erneut betont, es werde "keine Einkommenseinbußen" geben. Betriebsrat, Gewerkschaft und ihre Juristen rechnen dagegen sehr wohl mit Einschnitten von zehn bis 15 Prozent allein in den ersten zwei Jahren. Der Wegfall der jährlichen Gehaltssprünge werde sich via niedrigerer Beiträge in die Pensionskasse zudem auf die Pensionen auswirken. Der ÖGB hat nun das in KV-Causen zuständige Bundeseinigungsamt eingeschaltet. Die Behörde soll entscheiden, welcher KV nun wirklich gilt.

Goldenes Ostgeschäft

Abseits des dienstrechtlichen Tohuwabohus, das auch in der jüngsten Aufsichtsratssitzung der BA-CA-Mutter HypoVereinsbank intensiv besprochen wurde, laufen die Geschäfte der BA-CA wie geschmiert. Bankchef Hampel hofft für heuer auf einen Gewinn von 800 statt wie budgetiert 750 Mio. Euro. Traummarkt ist und bleibt Zentral-und Osteuropa (CEE). "Wir werden uns alle Möglichkeiten für Akquisitionen dort anschauen, besonders in Rumänien", kündigte Hampel an. Derzeit trägt CEE (mit 870 Filialen) bereits 40 Prozent zum Gesamtergebnis der BA-CA bei; das Ergebnis vor Steuern lag Ende September bei 342 Mio. Euro.

Die Chef-Volkswirtin der BA-CA, Marianne Kager, präsentierte in Ungarn die neue Studie "Internationale Banken im Neuen Europa" (EU-Länder und Kandidatenländer aus CEE) und kam dabei zum Schluss, dass "die Erfolgsstory der europäischen Banken in Osteuropa liegt". Ihr Marktanteil liegt derzeit bei 66 Prozent und das Wachstum ist auch heuer im Osten zu Hause. Während die Bilanzsummen der Banken im Euroraum nur um fünf Prozent zulegen, sind es in CEE zwölf Prozent. Besonders stark wächst mit 15 Prozent (Euroraum: fünf Prozent) das Kreditgeschäft.

Österreichische Banken in CEE top

Die österreichischen Banken (Reihenfolge: Erste Bank, BA-CA, Raiffeisen Zenralbank) sind in CEE nach wie vor die Nummer Eins. Gemessen an der Bilanzsumme der Auslandsbanken halten sie dort 28 Prozent, gemessen am Gesamtmarkt ist es ein Fünftel. Das heißt: "Jedes fünfte Bankgeschäft in CEE wird von einer österreichischen Bank abgewickelt" (Kager). (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.11.2004)