Gottfried Breitfuß inszenierte den verzweifelten Versuch des neureichen Holzhändlers Scheitermann (Ernst Prassel), seine frühere soziale "Niedrigkeit" zu verschleiern, am Grazer Schauspielhaus.
Sein Ehepaar Scheitermann ist in einem Parvenu-Wohnzimmer der 80er-Jahre gefangen, wo der Traum vom Eigenheim als Puppenhaus in der Ecke steht. (Bühne und Kostüme: Jessica Westhoven). Ernst Prassel und Julia Kreusch bleiben sich an Unterhaltungswerten nichts schuldig: Er als Weichei, das eine Tochter aus gutem Haus geheiratet hat, der es vergeblich Herr zu werden sucht, sie im Kostüm der gnädigen Frau, das nur unvollkommen das wilde, aber schon neurotisch gewordene Herz zu verbergen mag.
Als gewesener Unternehmer Muffl, der nach beruflichen und amourösen Talfahrten Trost als "Weinreisender" sucht, bevor er als verkommener Knecht beim eigenen ehemaligen Diener landet, spielt Dominik Warta auf - und würde von jeder Heurigenwirtin vom Fleck weg geheiratet werden. Neuzugang Katharina Knap fehlt zwar die Patina für die abgehalfterte Pompadour, die sie spielt, doch ihr Liebesgeständnis ans Theater, das Breitfuß an den Beginn des Stücks stellt, ist ein großer Auftritt, den sie - trotz dünner Gesangsstimme - frech und bravourös meistert.