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Soldat der neuen irakischen Armee in Falluja.

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Irakische Soldaten im Krankenhaus von Falluja.

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Ein schwer verletzter Soldat wird auf dem Weg ins Lazarett behandelt

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Die US-Streitkräfte stoßen in Falluja auf heftigen, aber "planlosen" Widerstand

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Falluja/Bagdad - Nach einer nächtlichen Gefechtspause hat die US-Armee am Mittwochmorgen ihre Offensive gegen die irakische Rebellen-Hochburg Falluja fortgesetzt.

Zuvor wurde die Einnahme von 70 Prozent der irakischen Stadt gemeldet. Die Einheiten des Heeres und der Marineinfanteristen seien in der Nacht über die Hauptstraße im Stadtzentrum hinaus weiter nach Süden vorgestoßen, sagte Major Francis Piccoli am Morgen. Noch nicht unter Kontrolle gebracht haben die Truppen nach seinen Angaben einen Streifen entlang der Hauptverbindungsstraße von West nach Ost. "Heute wird es Bewegung in diesen Gebieten geben", sagte der Offizier.

Heftiger, aber "planloser" Widerstand von Aufständischen

Panzer der US-Armee sind am Mittwoch im Zentrum der irakischen Rebellenhochburg Falluja auf massiven Widerstand von Aufständischen gestoßen. Die Rebellen machten keine Anstalten aufzugeben, sagte ein US-Marineinfanterist. Die Aufständischen hätten die US-Panzer auf der Hauptverkehrsader durch Falluja unter heftigen Maschinengewehr- und Granatbeschuss genommen. Die Marines antworteten mit massivem Artilleriefeuer.

Die Kämpfe waren nach einer nächtlichen Gefechtspause neu entbrannt. Mindestens fünf Artilleriegeschosse seien in der Stadt westlich von Bagdad eingeschlagen und es seien sporadische Gewehrschüsse zu hören, sagte ein Korrespondent im Norden Fallujas.

Trotz heftiger Gegenwehr waren die US-geführten Truppen eigenen Angaben zufolge am Vortag bis in die Mitte der Stadt vorgedrungen. US-Panzer patrouillierten auf der Hauptverkehrsachse im Zentrum, die Falluja von Ost nach West durchzieht, sagte ein US-Offizier.

"Wir können die Zahl der Toten auf sicher ein Dutzend angeben", sagte US-General Thomas Metz per Video-Liveschaltung vor Journalisten im Pentagon in Washington. Eine genaue Zahl der Opfer wollte er nicht nennen. Dem Gegner seien "erhebliche Verluste" zugefügt worden. Metz sprach von heftigem, aber "planlosen" Widerstand. Die Aufständischen kämpften in kleinen Gruppen von vier bis sechs Männern. Durch "elektronischen Kampfmitteln werde versucht, die Kommunikation unter den Aufrührern zu unterbinden.

Klinik zerstört

Einwohner berichteten am Dienstag von heftigen Luftangriffen und ständigen Explosionen. Der Strom sei ausgefallen, und Telefone funktionierten nur sporadisch. Eine Klinik sei zerstört worden.

Ein Arzt berichtete, in der Stadt gebe es kaum noch Medikamente und Verbandsstoffe. "Nicht ein einziger Chirurg ist in der Stadt", sagte Sami al-Jumaili per Telefon. Ein Krankenwagen sei beschossen worden. Die Ärzte kämen kaum noch zu den Verletzten. "Gerade ist ein 13-jähriges Mädchen in meinen Händen gestorben", sagte er. Arabische Medien berichteten erstmals über zahlreiche Opfer in den Reihen der Aufständischen.

Infanterie nach Bombardement

Die Bodenoffensive von Truppen der USA und des Irak war durch intensives Feuer aus Panzern und Geschützen sowie Bombardements aus der Luft vorbereitet worden. Dann begannen US-Marineinfanteristen den Angriff. Wie eine Faust schlügen sie sich durch Falluja, sagte Oberstleutnant John Morris. Die irakischen Soldaten sollten hinter ihnen Waffen beschlagnahmen und die Aufständischen in den Straßen bekämpfen. Die Truppen rechnen damit, dass viele Gebäude und Plätze der Stadt von den Rebellen vermint und mit Sprengfallen gesichert wurden.

Widerstand der Rebellen brechen

Die US-Truppen wollen den Widerstand der sunnitischen Rebellen in der Stadt brechen, da sie die Kontrolle über die Stadt als Schlüssel für die Befriedung des Landes vor den für Ende Jänner geplanten Wahlen in dem Golfstaat ansehen. Insgesamt sind 10.000 US-Soldaten und 2.000 irakische Soldaten beim Kampf um Falluja im Einsatz.

Al-Zarqawi vermutlich nicht mehr in der Stadt

Die USA und die irakische Übergangsregierung vermuteten auch den Al-Kaida-Verbündeten Abu Musab Al-Zarqawi in der Stadt, der sie zu zahlreichen Anschlägen im Land bekannt hat. Ein Vertreter des US-Armeestabes im Irak sagte am Dienstag jedoch, man könne davon ausgehen, dass Al-Zarqawi sich bereits vor der Offensive aus der Stadt abgesetzt habe.

Irakische Geistliche der Sunniten wie auch der Schiiten forderten die irakischen Soldaten auf, sich nicht an dem Sturm zu beteiligen. Es sei ein großer Fehler, unter der Fahne derer zu kämpfen, die weder Religion noch Menschenrechte respektierten, erklärte der Verband der sunnitischen Geistlichen. Die US-Regierung bestätigte am Montag, dass es wie schon bei einer Offensive im Frühjahr Probleme mit Deserteuren gegeben habe.

Sunnitische islamische Partei verließ aus Protest irakische Regierung

Aus Protest gegen die Offensive in Falluja verließ die sunnitische Islamische Partei die irakische Regierung. Die Gruppe Islamische Armee im Irak rief ihre Anhänger als Reaktion auf die Offensive in Falluja zu gezielten Angriffen auf.

In einer zweiten Stadt im Sunniten-Dreieck übernahmen indes Aufständische die Kontrolle: Nach 24-stündigen Kämpfen zwischen der US-Armee und Aufständischen in der irakischen Widerstandshochburg Ramadi eroberten Rebellen am Dienstagnachmittag das Zentrum der Stadt. (Reuters, AFP, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2004/red)