Doris Steinmüller
Foto: Rhobest
Foto: Rhobest
    Mit ihren Oberflächentechnologien ist die Tiroler Hightechfirma Rho-BeSt coating auf dem besten Weg zur internationalen Spitzenklasse. Doris Griesser sprach mit Geschäftsführerin Doris Steinmüller über ihre Erfahrungen als Frau in einer männerdominierten Branche.

Standard: Mit ihrer Firma Rho-BeSt coating sind Sie maßgeblich an der Entwicklung eines weltweit bislang einzigartigen, vom Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (Anm.: jetzt ein Bereich der Forschungsförderungsgesellschaft FFG) unterstützten Verfahrens beteiligt, mit dem man feinste Diamantschichten auf sehr unterschiedliche Materialien aufbringen kann. Es wird etwa im Verschleißschutz eingesetzt. Wie haben Sie Ihr Unternehmen auf diesen Erfolgskurs gebracht?

Steinmüller: Mein Mann und ich haben alle Ressourcen, die uns zur Verfügung standen - finanziell, zeitlichen und emotional -, in die Entwicklung dieses Verfahrens und den Firmenaufbau gesteckt. Es ist uns wichtig, dass wir in unserem eigenen Forschungsunternehmen, dem "Anwendungszentrum für Oberflächentechnologie", neue Anwendungen entwickeln und in die Produktion umsetzen.

STANDARD: Wie viele MitarbeiterInnen haben Sie mittlerweile?

Steinmüller: Insgesamt 18, etwa die Hälfte davon sind Frauen - darauf lege ich großen Wert. Sechs Physiker - mit mir - halten den Technologievorsprung durch ständige Weiterentwicklungen.

STANDARD: Es ist ja nicht gerade an der Tagesordnung, dass eine Frau an der Spitze eines Hightech-Unternehmens steht. War es für Sie schwer, sich durchzusetzen?

Steinmüller: Von meiner Ausbildung als Physikerin her bin ich es gewohnt, mit Männern zu arbeiten. An der Uni spielte die Frage, ob männlich oder weiblich, keine große Rolle, wichtig waren Qualität und Qualifikation. Wenn es allerdings um Positionen geht, muss man als Frau - leider - tatsächlich etwas massiver auftreten. Man muss vor allem sehr gut argumentieren. Auf keinen Fall darf man emotional werden. Wenn man sachlich bleibt und das Ziel nie aus den Augen verliert, kann man auch als Frau seine Vorstellungen gut umsetzen.

STANDARD: Wie schätzen Sie insgesamt die Situation der Frauen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich ein?

Steinmüller: Ich habe drei Jahre an der Uni Innsbruck Studienanfänger in Mechanik unterrichtet. Dort habe ich gesehen, dass sich die Frauen schon schwerer tun. Vor allem weil oft die Basisausbildung fehlt. Man müsste die Mädchen schon viel früher motivieren, sich Ausbildungsschwerpunkte zu wählen.

STANDARD: Wie gehen Frauen technische Aufgaben an?

Steinmüller: Anders. Frauen denken kreativer, und sie kommen teilweise weiter als ihre männlichen Kollegen. Das habe ich bei den Studentinnen gesehen, und das kann ich auch hier in der Firma beobachten. Ich sehe mich eher als Motor für neue Ideen, mein Mann dagegen ist in der technischen Umsetzung fantastisch.

STANDARD: Lässt sich eine Tätigkeit wie die Ihre mit Familie verbinden?

Steinmüller: Wir haben drei kleine Kinder. Das mit der Firma unter einen Hut zu bringen ist nicht leicht, aber es geht. Ich versuche, mir die Nachmittage für die Kinder frei zu halten. Die Arbeit wird dann nachts fortgesetzt. Wenn ich einmal länger unterwegs sein muss, kommt meine Mutter aus Frankfurt, oder mein Mann nimmt sich frei. Im Ort wird diese Verbindung von Beruf und Familie bei einer Frau eher nicht goutiert, da heißt es oft "die armen Kinder". Obwohl ich die Zeit mit meinen Kindern vielleicht effizienter nutze als andere - das läuft dann nicht nur nebenbei. Im Vergleich zu Schweden etwa - das weiß ich von dortigen Kolleginnen in ähnlichen Situationen - ist es in Österreich vor allem auf dem Land für berufstätige Mütter extrem schwer. In Schweden gibt es ausreichend Betreuung, die Väter sind stärker eingebunden und die Kinder können sogar in die Firmen mitgenommen werden.

STANDARD: Wie halten Sie es in Ihrer eigenen Firma?

Steinmüller: Ich selber habe meine Kinder schon zwei Wochen nach der Geburt in die Firma mitgebracht, daneben hatte ich allerdings auch eine Tagesmutter. Selbstverständlich können das auch unsere Mitarbeiterinnen - und diese Möglichkeit wird auch tatsächlich genutzt. Für einen Kindergarten sind wir zwar zu klein, aber wir sind hier sehr flexibel. Diese Dinge sind möglich - da muss man gar nicht viel herumreden, sondern sie einfach tun.

STANDARD: Welche beruflichen Ziele, welche Forschungsziele haben Sie sich denn für die nächsten Jahre gesetzt?

Steinmüller : Zurzeit tut sich im Bereich Life-Sciences extrem viel - sowohl in Hinblick auf die Krebsdiagnostik als auch in der Implantologie und der Gewebetechnologie. An diesen Entwicklungen möchte ich mich sehr intensiv beteiligen, da sie den Menschen wirklich helfen. Das ist mir schon ein großes Anliegen. (DER STANDARD, Print, 08.11.2004)