Politikwissenschafterin und Gender-Forscherin Eva Kreisky
Foto: Uni Wien/Politikwissenschaft
Was wäre die österreichische Politikwissenschaft ohne Eva Kreisky? Und noch deutlicher gesagt, wo stünde die heimische Geschlechterforschung dieser Disziplin, deren genuine Aufgabe und Motivation es ja sind, die Strukturen und Kontexte von Macht und Herrschaft zu durchleuchten? Eine Wissenschaftsdisziplin, die - so wie alle anderen ebenso - die Tatsachen von Geschlechtlichkeit nur zu gerne ausblendet. Eva Kreisky hat durch ihre politologischen Arbeiten, u.a. über den "Staat als Männerbund", diese Blindheit aufgezeigt und damit die Gender-Debatten im gesamten deutschen Sprachraum stimuliert.

Eva Kreisky gilt jedoch nicht nur als Mitbegründerin der feministisch politikwissenschaftlichen Forschung in diesem Land, die sie bis zum heutigen Tag weiter geführt hat, sondern war über den theoretischen Diskurs hinaus auch aktiv in der Etablierung der Frauenbewegung der 1970er-Jahre involviert und hat progressive Arbeit zum Wohle der Frauen geleistet. Denken wir beispielsweise an den Vorstoß zur Abschaffung des Paragrafen 144.

Wissenschaftliche Laufbahn

Einige der zentralen Institutionen der österreichischen Politikwissenschaft waren nicht bloß Stationen ihrer wissenschaftlichen Karriere, sondern wurden von Eva Kreisky entscheidend geprägt, wie Helmut Kramer in seiner schriftlichen Laudatio betont: die Abteilung Politikwissenschaft IHS (Institut für Höhere Studien), wo sie von 1970 bis 1989, zuerst als Scholarin, dann als Assistentin und in der Folge zehn Jahre lang als Leiterin der Abteilung Politikwissenschaft wirkte; das Institut für Politikwissenschaft, dessen Vorständin sie zwischen 1995 und 2004 war und die österreichische Gesellschaft für Politikwissenschaft, der sie 1988 als erste Frau vorsaß.

Zwischen 1989 und 1993 war Eva Kreisky Professorin für Politikwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Frauenforschung am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. 1993 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie anfänglich (bis 1995) als Gastprofessorin für Politik der Geschlechterverhältnisse am Institut für Politikwissenschaft tätig war. Seit Oktober dieses Jahres ist sie Vizedekanin der neuen Sozialwissenschaftlichen Fakultät.

Nun ist anlässlich ihres 60. Geburtstages das Buch "Demokratie und Kritik - 40 Jahre Politikwissenschaft in Österreich" (Hg. Helmut Kramer, Peter Lang Verlag, ISBN 3-631-52509-5) mit interessanten Aufsätzen erschienen, von denen das Gespräch zwischen Sibylle Haman und Eva Kreisky sowie der Beitrag von Lisbeth N. Trallori für den Geschlechterdiskurs bzw. Nicht-Diskurs besonders aufschlussreich sind.

Die Redakteurinnen von die Standard.at danken der großartigen Wissenschaftlerin Eva Kreisky für ihren - sicherlich an den Kräften nagenden - Einsatz für die Frauen! (dabu)