"Miller ist Eberharters Erbe, er hat Material und Servicemann übernommen"

Diese Woche fliegen die Teams nach Nordamerika. Mit welchen Erwartungen geht man in die Saison?

Giger: "Es wird eine schwierige und interessante Saison. Schwierig wegen der vielen Rücktritte und der vielen Material-Wechsel. Interessant, weil man sehen wird, ob sich nach dem Fehlen von Eberharter ein anderer Seriensieger etablieren kann und ob ein Österreicher den Abfahrts-Thron besetzen kann. Der logische Nachfolger wäre ja Daron Rahlves. Aber wir sind gut drauf und optimistisch".

In Sölden hat aber Bode Miller wieder alles in Grund und Boden gefahren. Ist er nach dem Wechsel zu Atomic als Weltcup-Gesamtsieger überhaupt zu verhindern?

Giger: "Bode hat wieder phänomenal angefangen, aber er war nicht mehr so souverän wie vergangenes Jahr. Er ist zudem Eberharters Erbe, hat Material und Servicemann übernommen. Da stecken Jahre an Arbeit drin, zu der wir viel beigetragen haben. Das ist für ihn sicher eine Erleichterung, viel testen braucht er nicht mehr."

Haben die vielen Rücktritte wenigstens den Vorteil, dass die aufreibenden internen Kämpfe um die ÖSV-Startplätze in den Speed-Bewerben zu Ende sind?

Giger: "Wir haben auch ohne Steff, Trinkl usw. sieben Mann in der ersten Gruppe. Dahinter drängen sich Arrivierte und Junge, allein zwischen den Weltranglisten-Plätzen 29 und 41 sind weitere acht ÖSV-Läufer. Da wird sich wohl nicht viel ändern."

Vergangenen Winter haben die Vielfahrer der WC4 immer deutlicher im Abfahrtslager gewildert. Haben sie heuer alle Rechte?

Giger: "Diese Gruppe hat weder Vorrechte noch Vorrang. Aber Läufer, die in drei Disziplinen top sind und um den Gesamt-Weltcup fahren, sollten in der vierten Disziplin natürlich Erleichterungen haben und dort nicht auch noch Qualifikation fahren müssen."

Konkret Benni Raich und Michael Walchhofer?

Giger: "Neu ist, dass wir mit Raich und Walchhofer zwei Läufer gezielt in allen vier Disziplinen einsetzen. Das war ja bisher Miller und den Norwegern vorbehalten."

Haben diese Läufer damit Vorteile gegenüber Österreichern wie Titelverteidiger Hermann Maier, der ja eher nur drei Disziplinen fährt?

Giger: "Der Hermann hat es viel leichter, sich zu entscheiden, wo er startet. Wir sind insgesamt mit dieser Drei-Disziplinen-Taktik zuletzt sehr gut gefahren, haben in den vergangenen sieben Jahren sechs Mal den Gesamtsieger gestellt, das ist fantastisch."

Also jetzt ein Strategien-Split?

Giger: "Nicht die Strategie steht im Vordergrund, sondern das Potenzial des jeweiligen Läufers. Bei Raich und Walchhofer bietet es sich einfach an. Außerdem geht es ja darum, vor allem in den Kombis zu punkten."

Miller, Kjus und Co haben das Monster-Programm aber nicht durchgestanden.

Giger: "Man muss natürlich kalkulieren. In den 29 Tagen von Lake Louise bis zum Flachau-Slalom sind 23 Renn- und Trainingstage, dazu kommen zwei Zeitumstellungen und die extreme Höhenlage in Beaver Creek. Wer da alles fährt, muss sich bis Mitte Jänner erholen. Das macht also wenig Sinn."

"Sind die Schwächen im Riesentorlauf behoben?

Giger: "Im Vorjahr waren wir generell langsam, vor allem auf unruhigen Pisten. Das war heuer im zweiten Sölden-Durchgang schon viel besser, dieses Problem haben wir sicher nicht mehr. Unser Schwung ist schnell und passt, das trifft auch auf das Material zu.(APA)