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Die VA Tech sei eine "hervorragende Ergänzung" für Siemens, betonte Siemens Österreich-Chef Albert Hochleitner.

Foto: Reuters/Foeger
Wien - Die VA Tech werde im Zuge der geplanten Vollübernahme durch Siemens Österreich vom Kurszettel der Wiener Börse verschwinden. "Wir streben eine 100-prozentige Eigentümerschaft an, damit verschwindet VA Tech automatisch von der Börse", sagte Siemens Österreich-Vorstandschef Albert Hochleitner am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die VA Tech werde künftig auch als Holding nicht in dieser Form bestehen bleiben.

"Keine andere Ausgangssituation als vor zwei Monaten"

Die heutige Ausgangssituation für eine Übernahme der VA Tech sei "eine andere" als noch vor zwei Monaten, zumal sich General Electric (GE) ins Spiel gebracht hätte und der Industrielle Mirko Kovats seine Bereitschaft gezeigt habe, seinen VA Tech-Anteil zu verkaufen, betonte Hochleitner. Außerdem sei man im September gemeinsam mit Kovats "mit geteilter Verantwortung" zu einer VA Tech-Übernahme angetreten, heute wolle Siemens als 16,676 Prozent-Shareholder alleine antreten.

Weiters habe man sich beim nunmehrigen zweiten Anlauf auch hinsichtlich des Kontakts zur Staatsholding ÖIAG "besser abgesichert" als beim ersten, betonte Hochleitner. Der Preis für das knapp 17-prozentige Aktienpaket habe sich am Aktienkurs angelehnt, sagte Siemens Österreich-Finanzvorstand Peter Schönhofer. Das geplante Übernahmeangebot von 55 Euro je Aktie für eine Vollübernahme der VA Tech sei indes das "Ende der Fahnenstange". Geld von der Konzernmutter dazu sei nicht notwendig: "Siemens Österreich kann sich das leisten", so Hochleitner.

Siemens Österreich hatte im September nach massivem Widerstand der österreichischen Politik seine gemeinsamen Pläne mit Kovats für eine Übernahme des teilstaatlichen Linzer Technologiekonzerns VA Tech abgesagt. Die Pläne waren vom VA Tech-Vorstand und von politischer Seite als feindlich eingestuft worden. Mit dem VA Tech-Vorstand wolle sich Siemens heute Nachmittag zusammensetzen, sagte Hochleitner.

"Österreichisches Unternehmen in globalem Konzern"

Vom Finanzministerium und vom Kanzleramt werde Siemens als "verantwortungsbewusstes Unternehmen" geschätzt, so Hochleitner. Siemens sei auch ein "österreichisches Unternehmen, freilich in einem globalen Konzern". Siemens Österreich habe sich schon immer als österreichisches Unternehmen profiliert und sich bemüht, österreichische Standorte zu erhalten.

Zur einjährigen Sperrfrist meinte Hochleitner: "Wir glauben, dass wir gesperrt sind", zumal man entsprechende Gespräche mit der Übernahmekommission geführt habe. Siemens Österreich hoffe aber innerhalb der gesetzlichen Frist von 40 Börsentagen auf eine Verkürzung der Sperrfrist, womit "das Übernahmeangebot in einen Zeitraum fallen" würde, wo man nicht gesperrt sei. Die Übernahmekommission müsse auch bedenken, dass Siemens eine Vollübernahme plane und den Privatisierungsauftrag erfülle. Auch die Standortgarantien sowie die ausgedehnten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten würden für Siemens sprechen.

"VA Tech ist hervorragende Ergänzung"

Die VA Tech sei eine "hervorragende Ergänzung" für Siemens, betonte Hochleitner heute. Mit der Übernahme werde die Marktposition von VA Tech und Siemens gestärkt. Man wolle jedenfalls "keine Marktbereinigung" durchführen. Trotz des stark negativen Ergebnis der VA Tech in den ersten neun Monaten 2004 gehe Siemens davon aus, dass es durch die Übernahme zu einer Marktstärkung der VA Tech komme und Siemens "am Ende des Tages" das Angebot rückverdienen könne. Falls es zu kartellrechtlichen Auflagen im Hydro-Bereich komme und Siemens "etwas verkaufen müsste", rechne man mit "vielen Interessenten", meint Hochleitner.

Siemens hat heute eine Standortgarantie, aber keine Garantie für die Arbeitsplätze der VA Tech abgegeben. Man werde aber "einen Teufel tun", Arbeitsplätze zu vernichten, betonte Hochleitner. Es sei nicht die Strategie von Siemens, eine teure Akquisition zu tätigen und dann Arbeitsplätze zu vernichten. Außerdem sei es in Österreich teuer, Arbeitsplätze in Frage zu stellen und Standorte zu schließen. Eine Arbeitsplatzgarantie wäre aber in Zeiten wie diesen "unseriös".

Zur Kurssteigerung der VA Tech-Aktie in den vergangenen Tagen wollte sich Siemens heute nicht im Detail äußern. Man könne sich aber an das Sprichwort "Der Kapitalmarkt hat immer Recht" halten, fügte Schönhofer hinzu.

General Electric zurückhaltend

Der für Mitteleuropa zuständige Sprecher des US-Konzerns General Electric hat sich zurückhaltend über das geplante Übernahmeangebot geäußert, das Mitbewerber Siemens für die oberösterreichische VA Tech legen will. Der Sprecher des US-Konzerns wollte in den Mittagsstunden gegenüber der APA ein mögliches Interesse von GE an VA Tech weder ausschließen noch bestätigen: "Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen."

GE war in den vergangenen Wochen immer wieder als möglicher Übernahmeinteressent genannt worden. Siemens hat am Montag seinerseits das kolportierte GE-Interesse als eine Begründung für seinen Sinneswandel, nun doch für die VA Tech zu bieten, herangezogen. (APA)