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Grafik: APA
Wien - Deutlich anders als in Deutschland kommt Österreichs Mittelstand weiter in Fahrt. Der Arbeitsmarkt reagiert jedoch verzögert auf die Erholung, betont der Chef der Creditreform, Helmut Rödl, am Montag bei der Präsentation der aktuellen Herbstumfrage.

Im Detail hat sich die Situation im österreichischen Mittelstand deutlich verbessert. Mehr als die Hälfte, nämlich fast 56 Prozent der insgesamt 1.643 mittelständischen heimischen Unternehmen, bezeichnen ihre Geschäftslage als sehr gut und gut. Das waren um fast 12 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Nur mehr 6,4 Prozent der Befragten äußerten sich pessimistisch, um 3,6 Prozentpunkte weniger als vor Jahresfrist. Besonders positiv entwickelten sich die Bereiche verarbeitendes Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, aber auch die Baubranche hat sich etwas verbessert.

Zugelegt haben laut Umfrage auch die Umsätze im Mittelstand: 47,0 Prozent der österreichischen Mittelständler haben innerhalb des letzten halben Jahres Umsatzsteigerungen verzeichnet gegenüber 36,0 Prozent im Vorjahr. Der Anteil der Unternehmen, die rückläufige Umsätze hinnehmen mussten, ging von 19,1 auf 14,9 Prozent zurück.

Die Beurteilung der aktuellen Erträge fallen besser aus als vor einem Jahr, können aber mit den Angaben zur Geschäftssituation nicht mithalten. 28,4 Prozent (2003: 25,3 Prozent) berichten von gestiegenen Erträgen, 25,2 Prozent (2003: 28,9 Prozent) mussten Einbußen hinnehmen.

Arbeitsmarkt bleibt angespannt

Weiterhin angespannt bleibt jedoch der Arbeitsmarkt. Eine Entspannung der Situation in Österreich sei noch nicht erkennbar, so Rödl. Trotzdem sei der Mittelstand in Österreich ein verlässlicher Arbeitgeber. Fast ein Drittel oder 31,6 Prozent (Vorjahr: 29,1 Prozent) konnten den Personalstand im letzten Halbjahr aufstocken. Verkleinert haben ihn knapp ein Fünftel oder 19,4 Prozent (Vorjahr: 21,5 Prozent). Neue Mitarbeiter eingestellt haben vor allem Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich. 36,3 Prozent der Befragten aus diesem Bereich haben ihren Personalstand aufgestockt.

Vorsichtig sind die Unternehmen bei der Prognose der Arbeitsmarktentwicklung für die nächste Zukunft. 17,6 Prozent der befragten Mittelständler wollen im nächsten halben Jahr ihren Personalstand aufstocken. Im Vorjahr waren das lediglich 11,7 Prozent. Mitarbeiter abzubauen planen derzeit 18,1 Prozent gegenüber noch 20,0 Prozent vor einem Jahr. Vor allem die Betriebe der Baubranche sehen sich derzeit nicht im Stande, mehr Leute zu beschäftigen. Insgesamt bleibt der Saldo aus Personaleinstellungen und Personalabbau aber trotz Verbesserung negativ, so Rödl.

Ertragserwartungen positiv

Die Umsatzerwartungen für das kommende halbe Jahr sind nicht so optimistisch wie die Beurteilung der aktuellen Lage. Der Anteil der Unternehmen, der mit steigenden Umsätzen rechnet, erhöhte sich von fast 33,0 Prozent auf 38,0 Prozent. Andererseits nahm aber auch die Zahl der Unternehmen zu, die mit sinkenden Umsätzen rechnet, und zwar um 0,5 Prozentpunkte auf heuer 14,4 Prozent. Die Ertragserwartungen fallen heuer deutlich positiv aus: 35,7 Prozent gehen davon aus, dass ihre Erträge im nächsten Halbjahr steigen werden, nur noch ein Fünftel rechnen mit sinkenden Erträgen. Zwei Drittel der Unternehmen oder 62,1 Prozent wollen investieren gegenüber 55,7 Prozent vor einem Jahr.

Leicht gebessert hat sich auch das Zahlungsverhalten. Forderungsverluste haben fast 90 Prozent der Unternehmen hinnehmen müssen. Die Zahl der Forderungsverluste, die mehr als 1 Prozent im Verhältnis zum Umsatz ausmacht, hat sich von 12,0 auf 7,3 Prozent reduziert.

Gespalten ist die Eigenkapitalsituation der Unternehmen. Die Zahl der Betriebe, die über eine stabile Eigenkapitaldecke von mehr als 30 Prozent verfügen, hat sich im Jahresverlauf von 27,7 Prozent auf 31,2 Prozent erhöht. Ebenfalls gestiegen ist jedoch auch die Zahl der Betriebe, die weniger als 10 Prozent Eigenkapital haben, und zwar von 26,2 Prozent auf 27,4 Prozent. (APA)