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Siemens-Chef Albert Hochleitern glaubt, dass es klappt.

Foto:Reuters/Foeger

Eigentümerstruktur der VA Tech

Grafik:DerStandard
Wien – "Es war nicht ganz richtig, als wir im September gesagt haben, dass wir alle Pläne ad acta gelegt haben." Mit diesen Worten eröffnete Siemens-Österreich-Chef Albert Hochleitner seinen neuen Plan zur Übernahme des teilstaatlichen Anlagenbaukonzerns VA Tech. Für einen Totalrückzug seines Unternehmens die VA Tech einfach zu interessant gewesen. "Aber dann war die Bedrohung durch General Electric doch zu groß für uns."

Da kam es gerade Recht, dass VA-Tech-Investor Mirko Kovats seine 16,67 Prozent verkaufen wollte. Siemens kaufte daher am Sonntag gleich die ganze Victory.

Angebot für 55 Euro pro Aktie

Begnügen will sich der Elektromulti mit den Minderheitsanteilen freilich nicht, er will nach wie vor die ganze VA Tech. Verkürzt die Übernahmekommission die einjährige Sperrfrist, will Siemens allen VA-Tech-Aktionären ihre Anteile um 55 Euro pro Aktie abkaufen.

Gemessen am aktuellen Börsenkurs müsste man dafür rund 825 Mio. Euro in die Hand nehmen. Dieser Preis setzt voraus, dass die geplante Kapitalerhöhung abgesagt wird. Kommt sie doch, kostet die VA Tech gut 150 Mio. Euro mehr. Siemens würde dann ihren Anteil im Rahmen der erlaubten Quote zunächst bis zur Übernahmeschwelle von 20 Prozent aufstocken, sagte Hochleitner am Montag.

Kein öffentlicher Widerstand erwartet

Hochleitner geht davon aus, dass dieser zweite Versuch, die VA Tech zu kaufen, keinen öffentlichen Widerstand auslösen wird. Alle wesentlichen Entscheidungsträger – die Verstaatlichtenholding ÖIAG und die Politik – seien informiert. "Wir können durch diese Fusion sehr gute, weltweite Wachstumsperspektiven realisieren", betonte Siemens-Konzernchef Heinrich von Pierer in einer Telefonkonferenz.

"Jetzt klappt es"

Anfang Oktober hatte Pierer im Standard-Gespräch noch eingeräumt, der Übernahmeversuch gemeinsam mit der Kovats-Gruppe Anfang September sei "wohl auf allen Ebenen falsch aufgesetzt gewesen". "Wir glauben, dass es jetzt klappt", sagte Konzernfinanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger. Im Jänner könne man abschätzen, ob das Angebot angenommen wird.

Die ÖIAG, die sich im September einen Schlagabtausch mit Siemens geliefert hatte, gab sich betont zurückhaltend. Man werde das Angebot konstruktiv prüfen, insbesondere, ob es die Kriterien des Privatisierungsauftrages erfülle. "Die österreichischen Interessen und hier vor allem die Standortsicherung müssen durch einen Verkauf unseres Anteils gewahrt sein", ließ ÖIAG-Vorstandssprecher Peter Michaelis wissen.

Verlockendes Angebot

Verlockend ist dieses allemal, es brächte der ÖIAG einen Verkaufserlös von 124 Mio. Euro. Im Fall der geplanten Kapitalerhöhung der VA Tech hingegen müsste die Staatsholding 28 Mio. Euro in die Hand nehmen und mindestens ein Jahr auf Dividenden warten. Denn heuer wird der Anlagenbaukonzern einen Verlust von rund 70 Mio. Euro ausweisen.

Die Regierung, die sich im September noch massiv gegen einen Siemens-Einstieg bei VA Tech ausgesprochen und diesen als "unerwünscht" bezeichnet hatte, gab sich angesichts der neuen Faktenlage zurückhaltend. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sagte, Siemens sei sicher eine Firma, die ihre Eigentumsrechte verantwortungsvoll wahrnehmen werde.

Befürchtungen der Belegschaft zerstreut

Befürchtungen der Belegschaft, Siemens könnte aufgrund von Überschneidungen VA-Tech-Produktionsstandorte in Weiz, Wien oder Linz schließen, versuchte Hochleitner zu zerstreuen: "Wir würden doch nicht eine relativ teure Akquisition vornehmen, um genau diese österreichischen Arbeitsplätze zu vernichten, nur um eine Marktbereinigung zu erreichen." (DER STANDARD Printausgabe 09.11.2004, ung)