
Va Technologie und Siemens - Struktur und Marktposition
Kurzes Verfahren
"Erst wenn dieser Antrag antragsgemäß beurteilt ist, gibt es Klarheit", führte Doralt am Montag im STANDARD-Gespräch aus. Und: Das Verfahren werde ein kurzes sein, also nicht wochenlang dauern. Eine Sitzung des Senats soll demnach sobald als möglich stattfinden.
Der Grund für die Ungewissheit: Nach heftigem politischem Widerstand vom Bundeskanzler abwärts hatte Siemens am 9. September bekannt gegeben, Pläne für eine Übernahme des Anlagenbaukonzerns VA Tech ad acta zu legen. Damit war der Fall auch für die Übernahmekommission erledigt und die Auferlegung einer 40-tägigen Sperrfrist überflüssig geworden.
Zeit drängt
Nun, da es sich der Elektromulti wieder anders überlegt hat und ein detailliertes Übernahmeangebot von 55 Euro pro Aktie vorlegen will, muss die Kommission prüfen, ob der Rückzieher am 9. September nicht doch eine einjährige Sperrfrist ausgelöst hat. Ist dies der Fall, muss der Senat anhand des neuen Siemens-Angebots prüfen, ob diese Frist verkürzt werden kann. Angesichts der anstehenden Kapitalerhöhung - der VA-Tech-Aufsichtsrat will am Mittwoch die Details der Aktienemission fixieren, die Transaktion selbst soll noch vor dem 25. November über die Bühne gehen - ist Eile angesagt. Denn Siemens macht Druck, im Fall einer Übernahme will Finanzvorstand Peter Schönhofer auf das frische Geld möglichst verzichten, zumindest aber andere Finanzierungsmittel einsetzen.
Fällt die Antwort der Rechtsgelehrten negativ aus, muss Siemens ein Jahr warten und sich mit ihren 16,67 Prozent an der VA Tech begnügen. Dann dürfte demnächst eine außerordentliche Hauptversammlung anstehen, denn die Siemensianer wollen natürlich in den Aufsichtsrat.
Stimmung machen für großzügiges Angebot
Inzwischen macht der Elektronikkonzern Stimmung für sein "recht großzügiges Angebot", wie Schönhofer und Siemens-Österreich-Chef Albert Hochleitner am Montag in einer Pressekonferenz ausführten. Glaubt man den beiden, ist die Kombination Siemens-VA Tech eine ideale, die in allen Geschäftsbereichen weltweit zur Nummer 1 aufrücken würde. Arbeitsplatzgarantien gibt Hochleitner freilich nicht - "wir müssen uns davon verabschieden, dass es heutzutage Garantien gibt" -, dafür aber solche für die Produktionsstandorte Linz, Wien und Weiz. Weiz, wo 1500 Mitarbeiter Großturbinen und Transformatoren für General Electric (GE) fertigen, wird überhaupt der Knackpunkt. Denn mit der Kraftwerkssparte Hydro hat Siemens vermutlich ein Kartellproblem in Europa.