Genf - Bei den gewalttätigen Ausschreitungen in Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) sind am Wochenende nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) mehr als 400 Menschen verletzt worden. Am Sonntagabend seien mindestens 410 Menschen wegen schwerer oder leichter Verletzungen in Behandlung gewesen, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung, die sich auf Angaben der Krankenhäuser in der ivorischen Küstenmetropole Abidjan stützt. Die Zahl der Toten sei nicht genau anzugeben. Es sei aber zu befürchten, dass auch deren Zahl hoch sei, hieß es.

Das IKRK kritisierte das Verhalten sowohl der französischen Truppen als auch der Anhänger von Präsident Laurent Gbagbo. Beide Seiten seien "wenig geneigt" gewesen, die Arbeit der Hilfsorganisation zu erleichtern. Die Gewalt war eskaliert, nachdem bei einem ivorischen Luftangriff auf die Stadt Bouaké am Samstag neun französische Soldaten der Operation "Einhorn" getötet worden waren. Daraufhin hatte die französische Armee zwei Kampfjets und mehrere Hubschrauber der ivorischen Luftwaffe zerstört und die Luftwaffe damit praktisch außer Gefecht gesetzt. Bei anschließenden Ausschreitungen hatten aufgebrachte Bewohner in Abidjan Häuser von Franzosen geplündert.

Die Lage in dem afrikanischen Staat blieb auch nach der Verstärkung der französischen Truppen weiter gespannt. In der Wirtschaftsmetropole Abidjan standen sich am Montag mehrere hundert Menschen und Besatzungen französischer Panzer gegenüber, die nahe der Präsidentenresidenz auffuhren. Die Demonstranten waren einem Aufruf gefolgt, die Residenz von Präsident Laurent Gbagbo vor möglichen französischen Übergriffen zu schützen. Die Panzer dienen jedoch nach Angaben der Franzosen dem Schutz eines nahe gelegenen Hotels. Sie wollten aber nicht ausschließen, dass die Schutzzone erweitert werden könnte.

Die ivorische Regierung rief die Franzosen auf, ihre Truppen ganz aus Abidjan abzuziehen. Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki wurde von der Afrikanischen Union (AU) mit einer Vermittlungsmission beauftragt. Der ivorische Informationsminister Seri Bailly beschuldigte im südafrikanischen Rundfunksender SAFM die Franzosen, die Rebellen im Norden des Landes schützen zu wollen. Seit einem Putschversuch vor zwei Jahren ist Cote d'Ivoire zweigeteilt. Rebellen kontrollieren den Norden des Landes, im Süden hat die Regierung von Präsident Gbagbo das Sagen. Dazwischen liegt eine Pufferzone, die von 6.300 UN-Blauhelmen, großteils Franzosen, überwacht wird. Frankreich hat überdies rund 800 Soldaten in dem westafrikanischen Land stationiert. (APA/dpa)