Grafik: Der STANDARD
... mittlerweile zählt das Stammzellregister schon beachtliche 50.000 potenzielle Spender

Wien - Lea war drei Jahre alt, als die Ärzte Leukämie diagnostizierten. "Sie sprach auf die Chemotherapie nicht gut an", erzählt Christine Peters vom St. Anna Kinderspital.

Heute ist Lea sieben, geht zur Schule wie alle anderen Kinder auch. Ihr Leben verdankt sie dem Knochenmark eines Unbekannten. Peters: "Sie hat alles fantastisch überstanden." Und feiert deshalb mit Ärzten und Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat ein Jubiläum der besonderen Art: Vor mittlerweile 15 Jahren hat in Österreich erstmals ein Patient mit Leukämie das rettende Knochenmark eines Fremdspenders erhalten. 160 waren es bisher im St. Anna Kinderspital, rund 400 sind es inzwischen jährlich in ganz Österreich.

Für eine Knochenmarktransplantation werden Zellen benötigt, die für die Blutbildung und das Immunsystem zuständig sind: Stammzellen. Sie befinden sich millionenfach im Knochenmark und bilden ständig alle notwendigen Blutbestandteile.

Was hat sich in 15 Jahren geändert? Zum einen werde die Typisierung immer genauer, berichtet Hildegard Greinix vom Wiener AKH. Was wichtig ist, um das Risiko einer Abstoßungsreaktion so gering wie möglich zu halten. Zum anderen - und dies betrifft den Spender - sei es heute endlich möglich, die begehrten Stammzellen nicht nur mit Punktionen aus dem Beckenknochen, sondern auch aus dem Blut zu gewinnen. Die dritte Veränderung betrifft unmittelbar den Patienten: So sei die Hochdosis-Chemotherapie in besonderen Fällen nicht nötig, man behilft sich mit weniger belastenden Methoden.

Doch ob so oder so: Nach wie vor geht die Transplantation an die Grenzen des für Menschen Erträglichen: Chemotherapie, wochenlanger Aufenthalt im Sterilzimmer, schwer zu behandelnde Abstoßungsreaktionen und die ständige Infektionsgefahr, die den schwer immungeschädigten Patienten das Leben kosten können. Umso wichtiger ist es, den passenden Spender zu finden. "Wie eine Stecknadel im Heuhaufen", verklärt Agathe Rosenmayr vom Stammzellregister die schwierige Suche. Die Gewebemerkmale zwischen Patient und Spender müssen ident sein: Die Chance, den richtigen Knochenmarkspender zu finden, liegt bei eins zu einer Million. Sonja Bartalsky war eine von ihnen und konnte es anfangs nicht glauben, als 2003 der Anruf kam: "Wo bin ich registriert?" - "Wir brauchen Sie", war die Antwort.

Wie Bartalsky erging es bereits rund 600 Menschen in Österreich. Mit insgesamt 50.000 potenziellen Spendern ist Österreich siebentgrößter Stammzellspender in Europa. Derzeit gibt es 9,5 Millionen Spender auf der ganzen Welt.

Über weltweit vernetzte Computersysteme, wird der passende Spender gefunden: "Für den Großteil der Patienten innerhalb weniger Wochen", berichtet Rosenmayr.

Und sogar ein Jahr nachdem sie sich Blut abnehmen ließ, läuft für Sonja Bartalsky "alles wie im Film ab". Kaum verwunderlich, sie hat ein Leben gerettet. Der Patient lebt, und es geht ihm gut, weiß die Bankangestellte. Würde sie es noch einmal tun? "Sofort und jederzeit", sagt Bartalsky. (Doris Priesching/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. 11. 2004)