London - Nach dem schweren Zugunglück in England konzentrieren sich die Ermittler auf Selbstmord als mögliche Ursache. Nach Berichten vom Montag untersucht die Polizei vor allem die Frage, warum ein Autofahrer mit seinem Fahrzeug auf den Bahnübergang rollte und dort stehen blieb, als sich die Schranken schlossen. Die Behörden gaben keine Details zu dem Mann an, der sich unter den sieben Toten des Unglücks befand. Einsatzleiter Andy Trotter bestätigte jedoch, dass die "Handlungen des Autofahrers" wesentlicher Teil der Ermittlungen sind.

Der aus London-Paddington kommende Great Western Express auf dem Weg nach Plymouth war am Samstagabend mit 300 Passagieren besetzt, als er mit einer Geschwindigkeit von etwa 160 Kilometern pro Stunde bei Reading westlich von London auf dem beschrankten Bahnübergang mit einem Auto zusammenstieß und entgleiste. Acht Waggons stürzten um und wurden teils aufgeschlitzt. Dabei wurden auch 150 Menschen verletzt, von denen sich am Montag noch zehn im Krankenhaus befanden.

Polizist als Augenzeuge

Einsatzleiter Trotter bestätigte, dass ein Polizist, der nicht im Dienst war, zufällig Augenzeuge des Unglücks wurde. Der Beamte habe das Fahrzeug auf den Gleisen stehen sehen und sei sofort zum Notruftelefon gerannt. "Aber bevor er Verbindung bekam, war der Zug schon da", sagte Trotter. Der Polizist habe dann über sein Handy die Rettungsdienste verständigt. Trotter bestritt Zeitungsberichte, wonach der Polizist vor dem Zusammenstoß mit dem Fahrer des Autos gesprochen habe, wobei dieser gesagt haben soll, er wolle sterben.

Verkehrsminister Alistair Darling warnte vor voreiligen Schlüssen, sagte jedoch, möglicherweise müssten Lehren aus dem Unglück gezogen werden. Jetzt sei es von größter Wichtigkeit "herauszufinden, was mit dem Zug passiert ist, warum er aus den Schienen gesprungen ist und was wir gegen so etwas tun können". Nach Angaben des Ministers gibt es in Großbritannien 8.000 Bahnübergange, von denen etwa 1.700 so beschaffen sind wie der am Unglücksort: Dort kann man die Schranken im Zickzack umfahren. Erst kürzlich hatte der Direktor der Zuginspektion, Alan Sefton, gewarnt, Bahnübergänge stellten "das größte Risikopotenzial für Katastrophen auf den Schienen" dar. (APA/dpa)