Skopje - Der mazedonische Staatspräsident Branko Crvenkovski hat die Führer der politischen Parteien und der ethnischen Minderheiten für Mittwoch zu einer Konferenz nach Ohrid eingeladen. Nach dem Scheitern des gegen die Gebietsreform gerichteten Referendums vom vergangenen Sonntag, das die slawisch-nationalistische Opposition durchgesetzt hatte, sollte der internationalen Gemeinschaft die Botschaft übermittelt worden, dass Mazedonien "auf dem Weg der Stabilität, der Demokratie und der interethnischen Toleranz zur vollen Integration in die EU und NATO" voranschreite, erklärte der Präsident.

Das 2001 in Ohrid geschlossene Friedensabkommen hatte die Kämpfe zwischen der albanischen Guerilla und den mazedonischen Sicherheitskräften beendet. Es legt fest, dass die ehemalige jugoslawische Teilrepublik durch die Stärkung der lokalen Selbstverwaltung dezentralisiert wird. Das Abkommen zog eine Reihe von Verfassungs- und Gesetzesänderungen nach sich, welche den Anteil der Albaner im Staatsdienst regeln und die albanische Sprache in den Verwaltungsgebieten zur Amtssprache erklären, wo der Anteil der Minderheit 20 Prozent übersteigt. Die albanische Bevölkerungsgruppe lebt überwiegend im Westen und Nordwesten entlang der Grenze Albaniens und des Kosovo.

Durch die nach dem Ohrid-Vertrag vorgenommene Verfassungsrevision hörte die Republik auf, "Nationalstaat des mazedonischen Volkes" zu sein. Der Staat wird jetzt als Gemeinschaft aller seiner ethnischen Gruppen definiert. Die Parlamentswahlen vom September 2002 hatten die ex-kommunistischen Sozialdemokraten (SDSM) zurück an die Regierung gebracht - in einer Koalition mit der Partei der albanischen Ex-Rebellen, der Demokratischen Union für Integration.

Opposition wirft Regierung Fälschung bei Referendum vor

Nach dem Scheitern ihrer Volksinitiative, die sich gegen die Gebietsreform zu Gunsten der albanischen Bevölkerungsgruppe richtete, hat die slawisch-nationalistische Opposition in Mazedonien der Regierung vorgeworfen, das Referendum vom vergangenen Sonntag gefälscht zu haben. Die vormals regierende "Demokratische Partei für die Nationale Einheit - Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation" (VMRO-DPMNE) und der "Mazedonische Weltkongress" beschuldigten die Regierung am Montag, die Bevölkerung eingeschüchtert und unter Druck gesetzt zu haben.

Staatspräsident Branko Crvenkovski habe in gravierender Weise gegen die gesetzlichen Bestimmungen verstoßen und am Vorabend des Referendums auf einer öffentlichen Veranstaltung Einfluss auf das Abstimmungsverhalten der Bevölkerung genommen, erklärte die Opposition. Die Volksabstimmung war nach offiziellen Angaben an mangelnder Beteiligung gescheitert. Nach Angaben der Wahlkommission nahmen nur 26,24 Prozent der 1,7 Millionen Stimmberechtigten daran teil. Die Regierung und die Europäische Union hatten zum Boykott des Referendums gegen die Dezentralisierung aufgerufen. (APA)