Eine zweite Kopfwäsche in München hätte vermutlich das vorzeitige Ende seiner (ohnehin nur noch bis Juli 2005 laufenden) Karriere als österreichischer Siemens-Chefs bedeutet. Zu heiß blies Anfang September der Fön, den man Siemens-Österreich-Chef Albert Hochleitner im Münchner Stammhaus ins Gesicht und in die dieses umgebende graue Haarpracht hielt.

"Dilettantisch", "falsch aufgesetzt" lautete die wenig schmeichelhafte Diagnose für seinen Versuch, den Linzer Anlagenbaukonzern VA Tech gemeinsam mit Mirko Kovats zu übernehmen. Ein ehemaliger Osthändler, der sein Geld mit Industriebetrieben und Nachtklubs verdient, schien den soignierten Herren am Wittelsbacher Platz nicht der richtige Geschäftspartner. Siemens könne die VA Tech aus der Portokasse zahlen, sie brauche dazu keinen Partner.

Unter seinem Vorgänger Walter Wolfsberger hätte es einen Deal, der mit der hohen Politik nicht abgesprochen ist, nicht gegeben. Der war ganz Diplomat, pflegte das Lobbying wie keiner vor ihm und überließ nichts dem Zufall.

Keine zweite Blamage

Ein zweites Mal sollte dem bisweilen als eigenwillig, arrogant und ein klein wenig eitel bezeichneten, "seine Siemens Österreich" aber stets mit Zähnen, Klauen und vor allem exzellenten Ertragszahlen verteidigenden Hochleitner so eine Blamage nicht passieren. Nun spielt er schonungslos die österreichische Karte – ungeachtet dessen, dass die Entscheidungszentrale der Siemens AG Österreich deutlich näher bei München als bei Wien liegt.

Der geplante Einbau der VA Tech bei Siemens wird die hauptsächlich dank des florierenden Ostgeschäfts wachsende Siemens Österreich verdoppeln und stellt zweifellos die Krönung für die Karriere des bisher Ungekrönten dar.

Diese verlief ab dem Einstieg des 1940 geborenen, studierten Diplomingenieurs (Technische Physik) wie ein Generator – gleichförmig nach oben. Oder bieder, wie es ein langjähriger Weggefährte nennt: 1965 Eintritt bei den Wiener Schwachstromwerken (Siemens & Halske), wo er 1967 die Softwareentwicklung im Energiebereich übernahm und nach deren Aufgehen in der Siemens AG Österreich 1971 zur Softwaretochter PSE formte.

Begnadeter Netzwerker

1984 wird der begnadete Netzwerker (Cartellverband, Rotarier, Industriellenvereinigung und so weiter) Alleinvorstand der Uher AG, welche er vom Zähler-Hersteller zum Automobilzulieferer dirigierte. Ihn führte dies vier Jahre später zu den Elektromotoren nach Würzburg, wo er den Low-Tech-Betrieb sanierte.

1994 setzte der begeisterte Bergsteiger – diese Leidenschaft musste der 64-Jährige nach einer Schulteroperation sein lassen, wie auch das Tennisspielen – und Vater eines Sohnes und einer Tochter zum Gipfelsturm in Wien an. Jetzt setzt er sich ein Denkmal. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.11.2004)