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Das Wrack der Titanic, 3800 Meter tief auf dem Grund des Atlantiks: Nicht Ehrgeiz ihres Kapitäns, sondern Feuer im Kohlebunker soll das Schiff in den Untergang geführt haben.

Foto: EPA
Denver - Mit Volldampf brauste die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York ins Verderben. Andere Schiffe, die zur selben Zeit im Nordatlantik kreuzten, hatten Kapitän Edward Smith noch vor Eisbergen gewarnt. Doch zu spät. Am 15. April 1912, um 2.20 Uhr, sank der britische Luxusliner, nachdem er einen Eisberg gerammt hatte. 1513 Menschen starben.

Als Ursache für die Katastrophe wird bis heute Ehrgeiz des Kapitäns vermutet, der für die Erbauerfirma White Star Line das Blaue Band für die schnellste Atlantiküberquerung habe einfahren wollen: Es wäre nichts geschehen, hätte Smith nach den Warnungen das Schiff angehalten.

Neue Theorie

Doch das war einer neuen Theorie zufolge unmöglich: Die Kohlenfeuer im Maschinenraum seien außer Kontrolle geraten, hätten die Titanic unwillkürlich beschleunigt, berichtete Robert Essenhigh von der Ohio State University am Sonntag auf der Jahrestagung der Geologischen Gesellschaft der USA in Denver.

Die wahre Ursache für die Katastrophe lag seiner Theorie zufolge in den Kohlevorräten des mit Kohlenfeuer betriebenen Schiffs. Dort schwelte - ein chronisches Leiden der damaligen Schifffahrt - ein Brand. Darüber seien auch die Feuerwehren in den Häfen Southampton und Cherbourg informiert gewesen, wie Nachforschungen ergeben hätten.

Erhöhte Geschwindigkeit

Doch das schnelle Einschreiten der Schiffsfeuerwehr hätte die Lage verschlimmert: Um nämlich das Feuer zu stoppen, wurde routinemäßig ein Teil der Kohle aus dem Vorratsbunker in die Dampfkessel geschaufelt, die umso mehr aufflammten - es stiegen große Mengen Dampf auf, trieben die Turbinen zur Höchstleistung an. Das Schiff nahm Fahrt auf - nicht der Kapitän habe die Geschwindigkeit der Titanic erhöhen lassen.

Tatsächlich ergaben Untersuchungen, dass die Titanic zu schnell durch gefährliches Gewässer gefahren war - über die stark dezimierten Kohlevorräte im teilweise erforschten Schiffswrack wurde eine extrem hohe Durchschnittsgeschwindigkeit berechnet. Eine nach Erhalt der Eisbergwarnungen rechtzeitige Drosselung der Fahrt sei technisch also unmöglich gewesen.

Neben Eisbergen gab es einen weiteren Grund, langsam zu fahren. "Die Titanic lief wegen damaliger Streiks in den Kohleminen nicht mit aufgefüllten Vorräten aus, man hätte also Kohle sparen müssen", sagte Essenhigh: "Es muss also einen wirklich triftigen Grund für die hohe Geschwindigkeit des Schiffes gegeben haben - ein Feuer im Kohlebunker." (DER STANDARD, Print, 10.11.2004)