Der stellvertretende Hohe Repräsentant fand lobende Worte: "Trotz vieler Hindernisse ist es der Srebrenica-Kommission der Regierung der Republika Srpska gelungen, mutig und bestimmt eine historische Aufgabe zu erfüllen", so Bernard Fassier am Montag in Sarajewo. Als "unstrittig" bezeichnete er die im Abschlussbericht angeführte Zahl von 7800 muslimischen Männern und Jugendlichen, die im Juli 1995 in der damaligen UNO-Schutzzone von Einheiten des bosnisch-serbischen Generals Ratko Mladic ermordet wurden.

Die bosnisch-serbische Regierungskommission war Ende letzten Jahres auf Druck der vom Briten Paddy Ashdown geführten Protektoratsbehörde eingerichtet worden - mit dem Ziel, historische Klarheit über die Vorkommnisse beim größten Massaker in Europa nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu erlangen.

Strafverfolgung gerade erst begonnen

Fassier gab nicht bekannt, ob Täternamen in dem Report enthalten seien, was vor allem die Angehörigen der Opfer fordern. Klarheit darüber wird wohl erst durch die Veröffentlichung des Berichts, voraussichtlich noch vor Jahresende, geschaffen werden. Fassier kritisierte, "dass ein Großteil der Arbeit noch getan werden muss: Schließlich haben Exhumierungen, Identifizierungen, Ermittlungen und Strafverfolgungen gerade erst begonnen."

Wegen seiner Rolle bei den Vorkommnissen in Srebrenica ist auch der frühere bosnisch-serbische Präsident Radovan Karadzic vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt. Erst im April hatte das Tribunal im Verfahren gegen General Radislav Krstic festgestellt, dass in Srebrenica Völkermord begangen worden sei.

Die von der Protektoratsbehörde genannte Opferzahl von 7800 ergibt sich aus 34 Listen von Vermissten- sowie Menschenrechtsorganisationen. Fassier stellte klar, dass "diese Liste nicht endgültig sein" könne, sondern "fortgeführt werden" müsse. In der Vergangenheit hatten vor allem bosnisch-serbische Politiker die Opferzahl immer wieder angezweifelt. (DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2004)