Moskau - Zehn Wochen nach dem Geiseldrama in der südrussischen Stadt Beslan mit mehr als 330 Toten haben Angehörige der Opfer mangelnde Aufklärung über die Umstände der Tragödie beklagt. Die Staatsführung verheimliche die genaue Zahl der Toten, kritisierten etwa 100 Menschen am Mittwoch auf einer Kundgebung in der nordossetischen Hauptstadt Wladikawkas. Bis heute gebe es keine Klarheit, warum so viele Geiseln in der Schule von Beslan sterben mussten.

Die Generalstaatsanwaltschaft soll an diesem Donnerstag in der Duma zum Stand der Ermittlungen im Fall Beslan eine Stellungnahme abgeben. Sie dementierte Meldungen, wonach deutlich mehr als die offiziell genannten 32 Terroristen an der Geiselnahme beteiligt gewesen waren. Keinem der Geiselnehmer sei die Flucht gelungen, sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Nikolaj Schepel der Tageszeitung "Iswestija". Nach Schepels Angaben eskalierte das Geiseldrama am dritten Tag, weil die Mehrzahl der Terroristen heroinabhängig gewesen sei, unter Entzug litt und die Nerven verlor.

Nach einer Explosion in der Schule hatten Einsatzkommandos das Gebäude gestürmt. Augenzeugen berichteten von einem unkoordinierten Vorgehen der Polizei sowie bewaffneter Bürger am Schulgebäude. Von den über 1.000 Geiseln waren nach offiziellen Angaben mehr als 330 getötet worden. (APA/dpa)