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Ignaz Kirchner: Auf die Frage, warum die Beamtin nicht geholfen habe, habe sie gesagt, sie dürfe ihren Posten nicht verlassen.

Foto: AP/ STEPHAN TRIERENBERG

Wien - "Es war schrecklich." Burgschauspieler Iganz Kirchner (58) hat den Schock noch nicht überwunden. Schlimm genug, dass er nach einer Probe überfallen worden sei. Was ihn besonders verstört: Eine Polizistin, die nur wenige Meter entfernt Wache geschoben habe, sei ihm nicht zu Hilfe geeilt. "Da kann jemand umgebracht werden und die Polizei schaut zu", kritisierte Kirchner am Mittwoch im STANDARD-Gespräch.

"Da zieht der ein Messer und sprüht mir was ins Gesicht

Der Vorfall ereignete sich am 27. Oktober gegen 17.40 Uhr. "Ich will nach Hause, plötzlich steht da ein etwa 25-jähriger Mann und will Geld. Ich geh weiter, sag ,Lassen S' mich in Ruh', da zieht der ein Messer und sprüht mir was ins Gesicht", erzählt der mehrfach ausgezeichnete Schauspieler.

"Ich hab um Hilfe gebrüllt"

"Ich hab um Hilfe gebrüllt, der Mann lief davon." Einige Schritte weiter, beim Parlament, stand eine Polizistin. Auf die Frage, warum sie nicht geholfen habe, habe sie gesagt, sie dürfe ihren Posten nicht verlassen. Überhaupt habe die Beamtin mehr seine Staatsbürgerschaft interessiert, so der deutsche Mime.

Polizei dementiert

In der Polizeimeldung wird der Fall so geschildert: Die Beamtin sei auf Kontrollgang gewesen. Sie habe die Hilferufe vernommen, habe aber nicht feststellen können, woher genau. Also ging sie Richtung Rathauspark, wo ihr das Überfallsopfer entgegenkam. Der aufgeregte Kirchner habe sofort zu schimpfen begonnen. Anzeige und Rettung habe er abgelehnt, lediglich eine "Beschwerde beim Bürgermeister" angekündigt.

Das zweite prominente Überfallopfer in diesem Jahr

Die Grünen bringen dazu eine parlamentarische Anfrage an Innenminister Ernst Strasser (VP) ein. Sicherheitssprecher Peter Pilz will unter anderem wissen, ob die Polizei nach der Personalreduzierung überhaupt noch ihre Aufgaben erfüllen kann. Kirchner ist nach Brigitte Bierlein, der Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtshofes, das zweite prominente Überfallopfer in diesem Jahr. Unabhängig davon feierte Strasser Mittwoch einen 1,3-prozentigen Anzeigenrückgang als "Bestätigung der neuen Polizeistrategie". (Michael Simoner, DER STANDARD Printausgabe 11.11.2004)