Giovanni & Mariella Burani

Foto: MBFG

Sujet von Peter Lindbergh

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aktuelle Kollektion

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Gil Fashion Area

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Eigentlich hatte Mariella Burani einst, in den 60er-Jahren, andere Pläne. Sie wollte Lehrerin werden, doch als in der Firma ihres Mannes Walter Burani die Chefdesignerin ausfiel, sprang die junge Italienerin ein. Aus ihrer Arbeit für die Marke "Selene", einer Produktionsfirma für elegante Mädchenkleidung, entwickelte Mariella Burani ihre eigene Linie, 1975 präsentierte sie ihre erste Prêt-à-porter-Kollektion.

Heute heißt das Unternehmen Mariella Burani Fashion Group (MBFG) und versammelt eine ganze Reihe von Firmen und Designerlabels aus dem Bereichen Damenmode, Strickwaren, Lederaccessoires und Schuhe unter seinem Dach. Seit dem Jahr 2000 notiert die MBFG an der Börse, damals begann auch der Akquisitionskurs des Unternehmens, zu dem neben Mariella Burani Marken wie Baldini, Mila Schön und Ter et Bantine gehören. 2002 kaufte man 50 Prozent des deutschen Modelabels René Lezard und im heurigen Februar 100 Prozent der ehemaligen Palmers-Tochter Don Gil. Zudem produziert die MBFG unter Lizenz für so renommierte Marken wie Vivienne Westwood, Patrick Cox, Thierry Mugler, Missoni oder Emanuel Ungaro.

Präsident und Vorstandsvorsitzender ist der Firmengründer Walter Burani, der mit seiner Frau und Kreativdirektorin Mariella Burani und den Söhnen Andrea und Giovanni das Unternehmen steuert. Andrea Burani ist für den Produktbereich zuständig, Giovanni Burani für strategische Entwicklung und Finanzen. Der Verkauf erfolgt über 156 Monobrand-Boutiquen, die zum Teil in Eigenregie, zum Teil in Franchise geführt werden, außerdem ist man an über 1500 internationalen Verkaufsstellen präsent.

Das Segment des "leistbaren Luxus", in das sich Mariella Burani platziert, bietet auch in Zukunft jede Menge Entwicklungsmöglichkeiten, ist Giovanni Burani überzeugt. Und in dieses Segment, so Burani, passe auch die Don-Gil-Gruppe ausgezeichnet.

DER STANDARD: Was waren Ihre Motive für den Ankauf der Don-Gil-Gruppe?
Giovanni Burani: Wir möchten die Vertikalisierung in unserem Unternehmen weiter ausbauen, um damit eine bessere Kontrollmöglichkeit des Verkaufs zu haben. Die Länder, die uns für den Direktvertrieb interessieren, sind und bleiben Italien, Österreich und Deutschland. Österreich liegt Italien ja sehr nah, das Land hat eine Vertriebskultur, die der unseren gleicht. Geschäfte in Frankreich oder Spanien interessieren uns im Direktvertrieb weniger, im Franchisebereich aber schon. Österreich, Deutschland und auch die Schweiz verfügen über gut entwickelte Retail-Systeme und gleichen sich auch in anderen Punkten, zum Beispiel in der Geschäftsgebarung. In Deutschland laufen unsere Geschäfte sehr gut, da können wir heuer Steigerungen von bis zu 16 Prozent verzeichnen. In Frankfurt haben wir gerade ein neues René-Lezard-Geschäft eröffnet. Deutschland ist für unseren Direktvertrieb nach Italien und Österreich das wichtigste Land.

Derzeit gibt es 37 Don-Gil-Stores, wie sieht deren Zukunft aus?

Burani: Wir möchten ab 2005 pro Jahr zwei, drei neue Geschäfte eröffnen, entweder in Österreich oder in Osteuropa, zum Beispiel in der Slowakei oder in Tschechien, auch dort unter dem Namen Don Gil. Don Gil ist für uns so etwas wie ein Sprungbrett nach Osteuropa, die Marke ist ja auch dort sehr bekannt. Wir möchten in Bratislava und in Prag Don-Gil-Geschäfte eröffnen, da sind wir aber noch in Verhandlungen. Uns interessieren die direkten Nachbarländer. In Wien - da gibt es ja schon sieben Stores in sehr guten Lagen - planen wir derzeit keine Neueröffnungen, woanders in Österreich sind neue Standorte eventuell denkbar.

Planen Sie eine Neugestaltung der Don-Gil-Geschäfte?

Burani: Wir haben da wenig Veränderungen vor. Bei den alten Geschäften denken wir schon an etwas Restyling, nach dem Vorbild der moderneren Geschäfte - ein klares, pures Styling, das das Produkt aufwertet.

Werden Sie Don Gil als Eigenmarke weiterführen?

Burani: Ja, wir möchten das schon entwickeln. Es ist ja in Österreich ziemlich einzigartig, hat man mir gesagt.

Man darf sich vermutlich in Zukunft auf mehr Kleidung aus dem Mariella-Burani-Sortiment bei Don Gil einstellen?

Burani: Ja, wir sind gerade dabei, den Verkauf von Produkten aus der Gruppe in Richtung Don Gil zu erhöhen. Das beginnt mit der Frühjahr / Sommerkollektion 2005, mit Marken wie Mariella Burani und Baldini.

Werden dafür andere Marken aus den Don-Gil-Stores verschwinden?

Burani: Da könnte es natürlich schon eine gewisse Selektion geben, eventuell werden kleinere Labels aufgegeben. Wir werden uns auf die bekannteren Marken und jene unserer Gruppe konzentrieren.

Gibt es Pläne für einen Mariella-Burani-Monolabel-Store in Wien?

Burani: Das würde ich nicht ausschließen. Aber Österreich und Deutschland sind meiner Meinung nach Länder, in denen es für Monobrand-Stores von außerhalb ziemlich schwierig ist. Ich glaube, dass man diese beiden Märkte von innen her bearbeiten muss. Deutschland ist ein Markt mit einer ganz eigenen Physionomie. In der derzeitigen Situation tut sich jede nicht-deutsche Marke - die kann heißen, wie sie will - in Deutschland ziemlich schwer. Mit ganz wenigen Ausnahmen wie vielleicht Armani. Es ist halt ein deutscher Markt. In Italien ist das ja auch nicht anders. Ein Jil-Sander-Store - und das ist ja eine große Marke - in Bari oder Bologna ist ein sicherer Flop. Ein Monobrand-Geschäft in Deutschland mit nicht-deutschen Marken ist etwas für jemanden, der sein Geld beim Fenster hinausschmeißen will. (DERSTANDARD/rondo/margit wiener/12/11/04)